Steinfourniere. Porzellan- und Porzellanwaaren. 895

wenn ihnen ordentlich gezeigt wird, was sie thun sollen; wogegen sich Männer eher in neue Verrichtungen zu schicken wissen. Frauen, meint er, könnten auch beim Vergolden von Rahmen Arbeit finden, was bisher 12 Männer in New Dort für ihn verrichten. Die Lehrzeit dauert 4 Wochen; ein gutes Augenmaß, flinke Finger und die größte Reinlichkeit ist nöthig. Mädchen, welche zeichnen können oder in feiner Näharbeit fertig sind, Passen auch gewöhnlich zu dieser Beschäftigung am besten. Es ist Aussicht auf mehr Arbeit gege­ben, und die in diesem Geschäfte bereits Arbeitenden haben das ganze Jahr zu thun.

449. Steinfourniere bestehen aus einem Gemenge von gepul­vertem Kalkstein, feinen Holzsägespähnen und Bleiglätte, welches mit einer Mischung von dickgekochtem Leim und Leinölfirniß angemacht und in dünne Platten geformt wird. Diese Masse läßt sich gut mit Bimstein schleifen, und nimmt, auf gleiche Weise, wie Holz behan­delt, eine schöne Politur an. Sie läßt sich, wie Papiermache, ,zu allerlei Dingen, und durch Frauenarbeit verarbeiten.

450. Porzellan und Porzellanwaaren. Durch mehr als zwei Jahrtausende war die Porzellanfabrikation ein Alleineigenthum der Chinesen und noch gegenwärtig hat chinesisches Porzellan unge­achtet seiner minderen Weiße und oft etwas rissigen Glasur vor dem europäischen manchen Vorzug, z. B. den der ungemeinen Dünnheit und Leichtigkeit. Beim chinesischen und japanischen Porzellan ist die Malerei stets auf der Glasur angebracht. In Europa fanden die Erzeugnisse der Chinesen zuerst in Frankreich um das Jahr 1695 eine kaum gelungene Nachahmung durch das sog. Frittenporzellan, das schon mehr dem Glase ähnlich ist. Die Erfindung des echten euro­päischen Porzellans verdanken wir einem Deutschen, Namens Böt- ticher (im Jahr 1709), der die Fabrik in Meißen gründete und ein höchst abentheuerliches Leben führte. Sonst entstanden erste Fa­briken zu Wien 1718, zu Berlin 1751, zu Nymphenburg 1755, zu Petersburg 1758. Die Materialien, aus denen Porzellan berei­tet wird, müssen möglichst rein sein, und sie müssen äußerst fein ge­mahlen, geschlämmt und innigst vermengt werden. Die aus der Mi­schung entstandenen Klumpen müssen dann wenigstens ein Jahr lang im Keller aufbewahrt werden, während welcher Zeit eine Art Fäul- niß bei ihnen eintritt. Dann schreitet man zum Formen, welches theils mit der Töpferscheibe oder durch Eindrücken in Gypsformen, theils durch Gießen geschieht. Durch nachträgliches Abdrehen, Aus­bessern, Verzieren mittelst Bossirung und Ansetzen von besonders ge­formten Theilen wird die Gestalt der Waare vollendet. Hierauf kommt das Glühen, daö Glasiren und Glattbrennen. Unter den Thonwaaren ist Porzellan im höchsten Grade der Verzierung durch Farben und Metallüberzüge fähig. Die Verschiedenheit der Por-