900 Marmor und Marmor-Arbeiten. Meerschaum.

456. Marmor und Marmor-Arbeiten. Der Marmor ist eine Kalk-Art, die sich durch Farbe oder Farbenzeichnungen, durch ein mehr oder weniger dichtes Gefügt, so wie durch einen hohen Grad der Politurfähigkeit auszeichnet und zu architektonischen Arbei­ten, zur Bildhauerei, zu Galanterie-, Steinschneiderarbeiten und ähn­lichen Anwendungen sich eignet. Die verschiedenen Marmor-Arten unterscheidet man nach Färbung und Zeichnung. Die Marmor­arbeit ist rauh, schmutzig und schwer, und es würde nur die letzte Zurichtung eine allenfalls passende Beschäftigung für Frauenspersonen sein können. Fortwährend auf den Füßen zu stehen und immer nasse Hände haben zu müssen, paßt nicht recht gut für sie. Auch Marmor sägen ist für sie nichts; denn auch dies ist eine nasse und schwere Arbeit. Gleichwohl will Thodor Parker, der bekannte freisinnige amerikanische Prediger, in Paris eine Frau mit Marmorsägen be­schäftigt gesehen haben. Ja, in Italien sollen ganze Familien mit dem Ausmeißeln der schönen Marmorverzierungen beschäftigt sein, die auch bis nach Amerika versendet werden. Und in Hollidapsburg (Pa.) beschäftigt ein Marmorschneider 2 Mädchen, welche beim Aus­meißeln des Marmors die feinere Arbeit versehen.

457. Der Meerschaum ist ein nicht zu häufig vorkommendes Fossil von weißer, jedoch vielfach veränderter Farbe. Er findet sich zu Kiltschik in Natolien, zu Hrubschitz in Mähren, zu Valecas in Spa­nien, auf der Insel SamoS in Griechenland und an verschiedenen anderen Orten. Wenn man ihn einige Zeit in Wasser einweicht, so läßt er sich mit dem Messer fast so leicht wie Käse oder eine Rübe schneiden und giebt dabei nicht pulverartige Abfälle, sondern regel­mäßige, ziemlich lange, sogar gerollte Spähne. Seine Schwere ist nicht bedeutend, jedoch verschieden, so daß einige Arten auf dem Wasser schwimmen, und wieder andere aber untersinken. Die Ver­wendung des Meerschaums zu Tabakspfeifenköpfen und Cigarrenspitzen ist bekannt. Zur Verarbeitung hergerichtet, an der Luft getrocknet und durch Pressung in messingenen Formen zu roh gestalteten Pfei- fenköpfen oder Cigarrenspitzen ähnlichen Klötzen gebildet, wird der meiste und brauchbarste Meerschaum über Konstantinopel und Smyrna nach Trieft, Wien, Pesth, Nürnberg, Fürth, Ruhla, Lemgo, Leipzig, Hamburg u. s. w. zur Verarbeitung verschickt, was besonders in Wien und in Pesth in ausgedehntester Weise geschieht und einen wichtigen Erwerbszweig bildet. Der Meerschaumarbeiter schnitzt zwar meist mit dem Messer; er muß aber auch des Drechselns kundig sein. Auf Mecrschaumpfeifenköpfen und Cigarrenspitzen kann man fast Unglaub­liches in Hervorbringung von Zierrathen aller Art leisten. In einem Meerschaum- und Bernsteinwaaren-Geschäft in der Schloßstraße zu Dresden war 1867 der größte bisher existirende Meerschaumkopf als Schaustück ausgestellt. Dieser Kopf, in der bekannten Winkel­form gearbeitet, ist am Hinterthcile 7 Zoll, am Vordertheile 8 Zoll