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Die Nähnadel-Fabrikation.

die Dicke der Nadel zu sehr zu vergrößere und den Gang der Na­del übermäßig erschwere. Diese Furchen oder Fuhren werden bei Anfertigung des OehreS ausgearbeitet. Zuerst aber wird unter einem kleinem Fallwerke zwischen zwei stählernen Stempeln mittelst eines einzigen Schlages der mittlere Theil jedes einzelnen Schachtes geprägt, wobei er sich etwas abplattet, von oben und unten her Eindrücke von der Gestalt des Oehres, sowie gleichzeitig die Fuhren empfangt, links und rechts aber auf 3 6 Millimeter Länge ein Bart oder Grath herausgetrieben wird. Auch diese Verrichtung scheint männlichen Ar­beitern zuzufallen, und Prägt ein solcher 20004000 Schafte in der Stunde. Es giebt auch Nadeln ohne Fuhren; dieselben haben aber eiförmige Oehre. Diese Verrichtung fand früher nicht statt; wes­halb denn

5. das Lochen oder Oehren gewöhnlich Kindern zur Bear­beitung zufiel, deren kleine Hände zu dieser zarten Arbeit am besten taugten. Das Oehren bestand in zwei Operationen: das Einschla­gen und Aushaken. Runde Oehre wurden ausgebohrt, wobei Kin­der nur Beihülfe leisteten. Dann hatte man zum Oehrmachen auch Maschinen, und mittelst zweier solcher Maschinen versahen Kinder täglich 12,00015,000 Nadeln mit dem Oehre, während ihre ge­wöhnliche Leistung mit der Handarbeit nur 15002000 betrug. Das dem obenbeschriebenen Prägen aber entsprechende Verfahren be­steht nunmehr darin, daß das bei demselben bereits vöhig vorgezeich- nete Oehr durchgedrückt wird. Dieses, das Lochen, geschieht durch einen kleinen Durchschnitt, dessen Oberstempel mittelst einer Schrau- benspindel und eines Handgriffes von einem Arbeiter bewegt wird. Während seine Rechte stets am Griffe der Schraubenspindel ist und vor- und rückwärts dreht, hält die Linke mehrere Schafte fächer­artig angeordnet und legt sie, eines nach dem anderen, mit großer Behendigkeit unter, und vermag so in der Stunde leicht gegen 2000 Schafte zu bearbeiten, das heißt 4000 Oehre fertig zu bringen.

6. Feilen. Die nach Verfertigung der Oehre ohne besondere Aufmerksamkeit aus der Hand geworfenen Schafte werden von Kin­dern dann auf zwei parallele Stahldrähte gereiht, welche durch die beiden in jedem Schafte befindlichen Oehre gezogen werden, wodurch die Nadeln eine nach der anderen ganz genau parallel hängen und ihnen das Drehen um sich selbst verwehrt wird. Dann wird das Ganze auf ein Holz gelegt und durch zwei über die Nadeln gedeckte Eisen- oder Messingschienen festgehalten, die mit einem unter dem Werktische befindlichen Tritte in Verbindung stehen, den der Fuß des Arbeiters so lange niedergezogen hält, als das Abfeilen des durch das Prägen entstandenen Grathes dauert, was mit einer Anzahl von 50120 an dem Drahte aufgereihten Schäften auf einmal vor­genommen zu werden Pflegt. Beim Loslassen des Trittes heben sich die Schienen, daß man die gefeilten Nadeln heraus- und eine andere zu bearbeitende Partie einlegen kann.