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Stahlfedern. Feilen und Raspeln.

das Metall. Die Frauenspersonen schneiden es in Blätter, geben ihm die halbcylindrische Form, stempeln sie, bringen sie unter ein Rad, sie biegsam zu machen, spalten sie, helfen sie Poliren und schließ­lich in Schachteln packen oder auf Karten annähen. Und wo und wie immer diese Arbeiterinnen beschäftigt sein mögen, sie sitzen in einem luftigen und komfortablen Arbeitssaale, in Gesellschaft von 200300 Kameradinnen, die in ähnlicher Weise beschäftigt sind, alle gesund und fröhlich, singend bei ihrer Arbeit, während die Fe­dern von jeder Größe dazu klappern und durch deren Finger glitzern, gegen einige Hundert Gros jeden Tag auf jede einzelne Arbeiterin gezahlt.

478. Feilen und Raspeln. Unter allen Werkzeugen zur Bearbeitung des Metalls findet kein einziges eine so ausgedehnte, ja allgemeine Anwendung, als die Feile, nicht weniger wie die Raspel bei Holz. Die Feile ist ein Stück Stahl, dessen durch Kunst rauh gemachte Oberfläche man mit angemessenem Drucke über das zu bearbeitende Material hinführt, bei welcher Prozedur es mehr oder weniger feine Spähne (Feilspähne, Feilicht) abreibt oder abstößt. Die Feile selbst entsteht in der Regel durch Einschnitte, welche auf ihrer Oberfläche mittelst des Meißels hervorgebracht werden, und der Hieb genannt sind. An einigen Sorten Feilen giebt es nur einfache, an andern sich kreuzende Reihen von Einschnitten. Es giebt ver­schiedene Arten von Feilen, je nach der Arbeit, zu der sie gebraucht werden sollen, von den gröbsten bis zu den feinsten und von den verschiedensten Formen. Die englischen Feilen sind an Härte unüber­troffen; dann sind von ausgezeichneter Güte die deutschen Ankerfeilen, die von Fischer zu St. Egyd in Niederösterreich fabricirt werden. Die Uhrmacherfeilen werden in der Schweiz fabricirt. Das Fer­tigen der Feilen geschieht: durch Schmieden, durch Ausarbeiten und durch Hauen (mittelst Meißel und Hammer). Bevor sie aber zum Hauen gebracht werden, muß an ihnen erst der Kalküberzug, mit dem sie beim Härten versehen waren, abgerieben und die Oberfläche mit Oel oder Schweinefett eingeschmiert werden.

Frauenspersonen vermögen freilich keine Feilen der größeren Sorte zu fertigen, weil sie hiezu nicht die nöthige Kraft besitzen; sie werden aber, da sie reinlicher und achtsamer auf die Arbeit sind, als Männer, beim Hauen feinerer Feilen verwendet. Auch können sie, wenn sie das Schmutzige Hiebei nicht gar zu sehr scheuen, noch bei anderen Verrichtungen, wie z. B. beim Reinigen, Einölen rc. Ver­wendung finden, wobei die Feilen erst schnell in Baumöl getaucht werden, und man sie dann auf einem schrägen Roste abtrocknen läßt, sowie schließlich in Papier verpackt. Hiebei verdienen die Mädchen, je zu 46 in Feilenhauereien beschäftigt, für lOstündige Tagesarbeit K 3 bis K 4. 50. In England sind in den Feilenhauergeschästen Frauenspersonen sehr häufig verwendet.