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Das Messing. Die Stecknadeln-Fabrikation.

geben, mit der Bemerkung jedoch, daß der Preis dieser Schablonen jetzt sehr gesunken sei, und daß die Lehrlinge S 2 pr. Woche Lohn erhalten.

cl. Messingwaaren.

491. Das Messing ist eine mehr oder weniger gelb gefärbte Vermengung (Legirung) von Kupfer und Zink zweierlei Art, nämlich eigentliches Messing (gelbes Messing) und Tombak (rothes Messing). Die Dehnbarkeit des Kupfers ist im Messing vermindert und zwar desto mehr, je mehr Zink zugesetzt ist; denn das Zink ist fester und härter als Kupfer. Tombak dagegen ist dehnbarer, als das eigent­liche Messing. Außer dem Gußeisen giebt es kein Metall, das so allgemein wie Messing zu gegossenen Gegenständen angewendet wird. Es giebt Messingblech bis zu dem sog. Rausch- oder Knittergold und Messingdraht bis zu Klaviersaiten- und Stecknadel-Dünne, ja sogar bis zu dem sog. gezogenen Silber.

In manchen Branchen der Messingwaaren-Manufaktur sind durch­aus keine Frauenspersonen beschäftigt; dagegen in anderen wieder finden sie Erwerb. In Gießereien von messingenen Glocken z. B. ist die Arbeit zu hart und ungesund für sie; dagegen finden sie in der Stecknadeln-Fabrikation volle Verwendung. Auch wird ihnen das Packen von Messingwaaren überwiesen, wobei sie bei lOstündiger Arbeit 3865 Cts. pr. Tag verdienen können.

492. Die Stecknadeln-Fabrikation. Eine weit spätere Erfindung, als Nähnadeln sind die Stecknadeln. Lange Zeit be­diente man sich zu den Zwecken, für welche sie jetzt unentbehrlich erscheinen, nur der Haken und Oesen, der Schnürlöcher und Bänder. Später verwendete man in gleicher Eigenschaft die Stiftchen von Holz, Silber und Gold, was alsdann wahrscheinlich zu der Erfin­dung der Stecknadeln leitete. Die alten Deutschen befestigten anfangs ihre Kleidung mit Holzdornen; erst später bedienten sie sich der Haften und Schlingen, und noch jetzt ist bei den wilden Völkern der Gebrauch der Fischgräten statt der Stecknadeln an der Tagesordnung. Fas­sen wir hinsichtlich der Ausbildung dieses Fabrikzweiges nur Deutsch­land in's Auge, so ist es sehr wahrscheinlich, daß Nürnberg und Augsburg die Ehre gebührt, auch hierin allen anderen Städten vor­angegangen zu sein. Sonst aber muß mnn wohl annehmen, daß in Italien, namentlich in Florenz und anderen Plätzen dergl. Metall- producte noch früher angewendet wurden. Denn messingene Stecknadeln, von Alters her berühmt, werden auch jetzt noch in Urbino fabricirt.

Der großen Einfachheit ungeachtet welche die Gestalt der Steck­nadeln darbietet, sind der Anforderungen nicht wenige, denen dieses Fabrikat genügen muß, um Anspruch auf Vollkommenheit zu haben.