Die Stecknadel-Fabrikation.

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Die Nadel muß völlig gerade sein, und einen bedeutenden Grad von Steifheit besitzen, so daß sie sich auch beim Einstechen in ziemlich harte Stoffe nicht leicht biegt. Ihre Spitze muß schlank (durch eine sanfte, ungefähr den 3. oder 4. Theil der Nadellänge einnehmende Verjüngung) gebildet, scharf, ganz glatt sein und genau in der Axe der Nadel liegen. Der Kopf muß eine richtig runde Gestalt haben, gehörig fest und nicht schief an dem Schafte sitzen und keinerlei Schärfe und Rauhigkeit zeigen, durch welche er die Finger verletzen oder auch denselben unbequem fallen könnte. Das gewöhnliche Material zu Stecknadeln ist bekanntlich Messingdraht. Die mittelst Leinöl in der Hitze geschwärzten sog. Trauernadeln werden aber von Eisendraht gemacht. Hin nnd wieder verfertigt man statt derselben stählerne Stecknadeln, die dunkel purpurroth angelassen werden, aber den Fehler zu großer Weichheit und Biegsamkeit haben.

Die Darstellung der Stecknadeln ersieht man aus nachstehender Aufzählung. Zu einer Million Stecknadeln gebraucht man folgende Zeit: Zum Richten des Drahtes, pr. Stunde 28,800 Stück gerechnet, 35 Arbeitsstunden; zum Schneiden der Drähte in einzelne Schäfte, woraus später 2, 3 oder 4 Mal so viel Nadeln entstehen, pr. Stde. 90,000 Stück, 11 Arbeitsstunden; zum Spitzen am Spitzrade, eine früher der Gesundheit sehr nachtheilige Beschäftigung, zu 3800 Stück pr. Stde., 263 Arbeitsstunden; zum Zerschneiden der Schafte in ein­zelne Nadeln, zu 12,000 Stück pr. Stde., 83 Arbeitsstunden; zum Spinnen des Kopfdrahtes, zu 36,000 Stück pr. Stde., 28 Arbeits­stunden, und zum Schneiden der Köpfe, 30,000 Stück pr. Stde., 33 Arbeitsstunden. Diese sechs Verrichtungen wurden bisher lediglich von männlichen Arbeitern besorgt. Nur das Anköpfen, d. h. das Befestigen der Köpfe an die Nadeln auf der sog. Wippe wurde frü­her gewöhnlich Knaben oder Mädchen überlassen, da erwachsene In­dividuen hiezu oft nicht hinlänglich feinen Fühlsinn und Gelenkigkeit der Finger hatten. Diese Verrichtung zu thun, zu 1100 Stück pr. Stunde gerechnet, erforderte 909 Arbeitsstunden. Ihre Vollendung geschieht durch Reinigung in einer chemischen Mischung, bei besseren Sorten auch durch Verzinnung. Mithin bedurfte man nach dem bisheri­gen Prozesse, wo meistens Handverrichtungen vorkamen, um 1 Million Stecknadeln zu verfertigen, im Ganzen 13 62 Arbeitsstunden. In neuerer Zeit hat man jedoch immer mehr, da sich Maschinen zur vollständigen Herstellung von Stecknadeln nicht bewährt haben, Hilfs- maschinen eingeführt, und es sind nunmehr namentlich solche im Gange, welche die vollständige Verfertigung der Stecknadelköpfe, die obigen letzten 3 Verrichtungen so besorgen, daß sie für große Nadeln 112 und für kleine Nadeln 160 Köpfe in der Minute fertigen und anbringen, oder nimmt man Ausschießen und andere unvermeidliche Störungen an, im Mittel 4500 Stück pr. Stunde fertig bringen und man also zur Anköpfung von 1 Million Stecknadeln statt der für Verrichtung der drei letzten Verrichtungen nothwendigen Zeit von