Goldene Uhrengehäuse. Goldene Schreibfedern. 945

überlassen. Dann aber verdienen sie schon selbst für sich H 1. 50 bis H 2 pr. Woche. Es ist keine ungesunde Arbeit. Poliren ist zwar keine reinliche Verrichtung, sie lohnt sich aber gut. Die Hitze und der Rauch des Gases beim Löthen der Kettenglieder macht die Arbeit eben nicht ungesund; denn das Gas wird nicht eingesogen, da die Arbeiterin es ja von sich bläst, und es ist diese Beschäftigung daher nicht mehr un- gesund, als es jede andere sitzende Beschäftigungsweise ist. Auch die Ansicht, daß das Gesicht beim Zusammenfügen der feinen Gelenke an- gestrengt werde, wird von den Arbeiterinnen selbst widersprochen. Sie sitzen bei der Arbeit; nur dürfen sie im Sommer nicht nahe am offenen Fenster arbeiten, damit der Goldabfall nicht weggeblasen wird. Uebrigens sieht das Uhrenkettenmachen aus wie eine nette und feine Arbeit, die jedoch Sorgsamkeit, Urtheil und einiges Geschick erfordert. Polirerinnen stehen, wenn sie an der Drehscheibe arbeiten. Frühling und Herbst sind die besten Zeiten; sonst dauert die Beschäftigung in den besseren Etablissements das ganze Jahr, in den kleineren aber nur im Juni, Juli und August, Januar und Februar.

522. Goldene Uhrengehäuse. Der größte Einwurf gegen die Beschäftigung der Frauen meint ein Uhrengehäusfabrikant ist der, daß sie oft gerade dann das Geschäft, um sich zu verheirathen, verlassen, wenn sie geschickt genug wären, sich nützlich zu machen; des- halb seien nur solche Beschäftigungen für sie am passendsten, welche keine lange Lehrzeit erfordern oder wozu es keiner großen Auslagen zu lernen braucht. In großen Etablissements, in denen man Uhrengehäuse ver­fertigt, werden Frauen bloß mit Reinigen oder Poliren der Waaren beschäftigt und verdienen, je nachdem sie sich bewähren, H 4, H 6-7. Frauen und Männer erhalten für die gleiche Arbeit auch gleichen Lohn und werden pr. Stück bezahlt. Eine geschickte Arbeiterin kann das Poliren der Uhrengehäuse in wenig Tagen erlernen; aber die Fabrikation derselben selbst zu erlernen, erfordert 3 Monate. Frauenspersonen werden in Amerika während der Lehrzeit bezahlt, aber nicht in Europa. Diese Arbeit erfordert feinen Tastsinn und Geduld, große Sorgfalt und Fleiß. Die Verrichtungen in diesem Geschäfte sind eben nicht sehr reinlich, da Oel und Röthel Hände und Kleider beschmutzen; weshalb man eigene Arbeitskleider anziehen muß. Die Bewegung mit den Füßen beim Treten des Polirrades strengt den Rücken an; was jedoch da wegfällt, wo dies mittelst Dampf geschieht. Uebrigens ist die Arbeit gesund. Es giebt wohl das ganze Jahr zu thun; ist aber in Amerika schwer, Hiebei eine Stelle zu finden und die Aussicht auf mehr Beschäftigung eine geringe.

523. Goldene Schreibfedern. In Amerika werden mehr Goldfedern als Stahlfedern verfertigt; doch hat in neuester Zeit die Guttaperchasedern-Fabrikation diesem Industriezweige einigen Eintrag gethan. Die Arbeit, welche in der Verfertigung goldener Federn bisher von männlichen Arbeitern verrichtet zu werden pflegte, könnte leicht auch von Frauenspersonen beschafft werden, ist aber schmutzige Arbeit, während die bisher denselben zugewiesenen Verrichtungen reinlicher

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