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Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
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DaS ist nun zwar gar Wenig gesagt, allein man muß sich hinzudenken, daß wir auf dem heiligen Nil dahin schwammen, , daß ein egHP tischer Himmel über uns blauete, daß an der

anderen Seite des Stromes sich ausgedehnte Palmenwälder hinzogen und über die schlanken Kronen der königlichen Bäume hier und da das Minaret eines cgyptischen Dorfes schimmerte, kurz, daß uns eine andere Welt umgab, und dann erst wird man be­greifen, daß das Erwähnte unseren Augen und Ohren einen gar großen Genuß verschaffte. Strom und Felsen, Palmen und Mi­narets, Nilschiffc und Pelekane, Scharben und Gleitaare, große Geier und Adler gehören zur cgyptischen Landschaft und deshalb ist es wohl auch nicht gerade überflüssig, wenn ich ihrer hier ge­legentlich Erwähnung thue. Und wenn ich wirklich einmal von einem Böge! erzähle, der eben nicht in die Reisebeschreibung gehört, dann bitte ich zu berücksichtigen, daß ich nicht, wie viele Nilreisende, den Strom besuchte, um nur in einer Stadt oder bei einem verfalle­nen Tempel aus dem Innern der Kajüte hervorzutauchen, sondern i in Feld und Wald herumstreifte und mich in Hütten und Dörfern

herumtrieb, um Thiere und Menschen zu beobachten, Vögel zu schießen und Käfer zu sammeln. Außer den Ruinen von Theben und den Pyramiden gibt es in Egypten noch gar Vieles zu schauen und außer dem Markte und Straßenlärmen in Kairo und Aleran- drien noch Manches zu hören, wenn man nur Augen und Ohren hübsch offen haben will!

Halb sechs Uhr Abends kamen wir an das Städtchen Mon- falut, an dem wir anlegten, weil der Koch Vorräthe für die Küche und Honig für die Reise einkaufen wollte. Man bekommt diesen hier sehr gut und billig, denn das Pfund kostet nur zwei Piaster. Von dem Schiffe aus konnten wir in mehrere Häuser hineinsehen. Die Strömung des Nil geht mehr nach dem linken Ufer zu und unterwäscht während des hohen Wasserstandes die Häuser so, daß jährlich mehrere in die Wogen hinabsinken. Das Minaret einer ^ Moschee lag in Trümmern unter derselben, andere Gebäude waren

so zerfallen, daß sie bei der nächsten Ueberschwemmung gewiß nach­stürzen müssen; an Abhülfe denkt Niemand. Es istGottes