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Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
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noch sehr erhalten ist, wurde erst um daö Jahr 100 v. Chr. von der Cleopatra und ihrem und Cäsar's Sohne erbaut und der Gottheit Hathor oder der egyptischen Venus geweiht. Der Por­tikus wird von vier Reihen Säulen getragen, von denen in jeder Reihe drei und drei so zusammenstehen, daß in der Mitte ein brei­terer Zwischenraum für den Eingang bleibt. Die vierundzwanzig Säulen des Portikus, deren nördlichste Reihe durch eine niedere Mauer verbunden ist, sind über und über mit Hieroglyphen be­deckt. Jede der Säulen hat sieben Fuß im Durchmesser und ist zweiunddreißig Fuß hoch. An der Decke der Vorhalle sah man ei­nen später nach Paris gebrachten Zodiakus.

Der Tempel hat zehn Gemächer, unter denen die von präch­tigen, mit Palmenknäufen verzierten Säulen getragene Halle das schönste ist. Die Hallen, welche hinter einander liegen, werden, wie bei allen egyptischen Tempeln, nach innen zu immer kleiner, bis man in einen kleinen Raum gelangt, welcher wahrscheinlich das Allerheiligste des Tempels gewesen ist. Von Außen betrachtet zeigt der Tempel von beiden Seiten und hinten nur glatte Mauern mit einzelnen Löwcnköpsen, welche dazu gedient zu haben scheinen, die Abzugsrinncn für das auf dem Platten Stcindache sich sammelnde Regenwasser zu bekleiden. Allein man weiß, daß es fast nie in Oberegypten regnet, und kommt deshalb bald von seiner Ansicht zurück, ohne sich den eigentlichen Zweck der Ausgußrinnen erklären zu können.

Hinter dem Hciligthum der Venus stand ein kleinerer, der Isis geweihter Tempel, welcher aber jetzt größtcnthcilS in Trüm­mern liegt. Der nebenanstchende größere ist noch besser erhalten. Er war dem Typ hon oder Teufel (bösen Wesen) zugeeignet.

Um die Tempelruinen herum liegen die Trümmer eines auf Mauerrestcn, zwischen und neben großen Thoren aus der Pharao- ncnzeit erbaut gewesenen egyptischen Dorfes. Die Umgebung der Tempel ist auf der einen Seite die Wüste, auf der anderen eine weite, mit Riedgras,Halfa," bedeckte Ebene, welche gegen den Nil hin von einem schönen Tompalmenwalde begrenzt wird.

Nach einer Fahrt mit wenig Wind und viel Libbahn kamen