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wir am 19. März bei den Ruinen von Theben an. Fünfzehn Schiffe mit Europäern, meist Engländern oder Nordamcrikanern, lagen bei Luksor im Nil. Wir besichtigten die großartigen Monumente nur flüchtig, bloß um sagen zu können, wir haben sie gesehen. Deshalb kann ich auch keine Beschreibung von ihnen geben. Ich müßte Das, was ich sagen wollte, aus anderen Werken entlehnen, und das will ich nicht. Der freundliche Leser muß diesmal mit mir weiter reisen und Luksor und Karnak links, Medinct-Habu, die tönende Memone und die Königsgräber rechts liegen lassen. Wir fuhren an dem Tage unserer Ankunft wieder ab und reisten theils mit, theils ohne Wind, also mit dem Libbahn, weiter. Einzelne Krokodile lagen auf Sandbänken im Nil, Warane oder große, gegen sechs Fuß lange Wassereidechsen trieben wir aus den Gebüschen am Ufer des Stromes, in den Lüften kreisten Störche, in spitzigen Winkelzügcn flogen Kraniche; beide eilten der Hcimath zu.
Am 17. März hielten wir kurze Zeit in Esneh. Das Städtchen mag ungefähr sechstausend Einwohner zählen, enthält zwei Moscheen, sowie auch einen altcgyptischen Tempel und war früher der Vcrbannungsort der öffentlichen Mädchen, welche es in Kairo zu bunt trieben. Sie bewohnten hier ein eigenes Viertel, in welchem zuweilen ein gar lustiges Leben herrschte, zumal wenn reiche Engländer, der Eifersucht ihrer Lady's überhoben, sich hier Fan- thasie machten und die berühmte „Nsvliols zu boll" sich vortanzen ließen. Jetzt sind die Mädchen fast alle begnadigt worden und nach Kairo zurückgekehrt.
Esneh macht, vom Nil aus gesehen, einen traurigen Eindruck. Die Stadt liegt auf einem kahlen, nur am unteren Ende mit Gärten und Lusthäuscrn gezierten Hügel und zeigt ihre verworrenen, halb verfallenen, liederlich gehaltenen, schmutzigen Häuser- odcr Barackenreihen in nackter Blöße dem Auge.
Der Wind blieb heute und den folgenden Tag aus, weshalb wiederum zum Libbahn gegriffen werden muß; wir sind darüber auch nicht ungehalten, weil wir viele Zeit zu einer ergiebigen Jagd verwenden können.
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