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Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
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und tüchtige Schiffsleute giebt, als unter den Europäern auch. Gewiß sind die Europäer die besten Seeleute, welche eristiren; aber ob sie den Gefahren des innerhalb der Katarakten äußerst heftigen Nil besser zu begegnen wissen, als die wüthigen Nubier, das fragt sich noch sehr. In Egypten gibt es auf einem guten Schiffe aus dem Nil gar keine Gefahren.

Am 28. März. Der gestrige Sturm hatte sich heute in den besten Segelwind verwandelt. Gegen neun Uhr Vormittags passi­ven wir die Stromcngc zwischen den Bergen der Djebahl el Selseli und landen gegen elf Uhr bei Kohm-OmboS, um den schönen Doppeltempel dieses Namens zu besichtigen. Auf einer Sandbank, mitten im Nil, lag ein ungeheures Krokodil, wahrscheinlich das­selbe, welches ich schon am 16. Oktober 1847 liegen sah. Nach kurzem Aufenthalte gehen wir wieder unter Segel. Einer der Ma­trosen, Mahammed, und zwar ein Scherief, fällt in den Nil, während die Dahabre im schnellsten Zuge den Strom hinaufbraust. Der Scherief war kein fertiger Schwimmer und Alle fürchteten für sein Leben. Im Nu war er mehrere hundert Fuß von uns ent­fernt und kämpfte verzweifelnd mit den Wellen, ohne sich einem der Ufer nähern zu können. Ein tüchtiger Schwimmer warf, um ihn zu retten, die Rhiskahle in's Wasser, sprang selbst in den Strom und ruderte eilig auf den Ertrinkenden zu. Er kam mit seinem Rettungsboote auch wirklich noch zur rechten Zeit an und brachte den vollkommen kraftlosen Mahammed mit Hülfe desselben glücklich an's Land, wohin sich auch unser Schiff gewendet hatte.

Der Wind bleibt uns so günstig, daß wir schon Nachmittags fünf Uhr, nachdem wir seit diesem Morgen ungefähr acht deutsche Meilen zurückgelegt haben, bei der Insel Elephant ine ankom­men. Dort nehmen wir einen Lootsen ein und umfahren mit dessen Hülfe die linke Seite der Insel, wobei wir uns mit äußerster Vor­sicht zwischen den Felsmassen des beginnenden Katarakts hindurch- windcn. Mit Sonnenuntergang landen wir unter dem Donner der kleinen Kanonen bei Assuan.

An den Felsen am oberen Ende der Insel Elephantine wa­ren jetzt die riesigen Hicroglyphenbilder sichtbar, welche der hohe