Nil mir bei meinen früheren Besuchen Assuan's verdeckt hatte. Jahrtausende hindurch waren die Wogen des Nil rastlos bemüht, sie zu vernichten, immer umsonst; es scheint, als ob sie erst vor wenig Jahren in die festen Porphyrinasscn cingegrabcn worden wären.
Nachdem unsere Effekten ausgeladen worden waren, wir die Dahabie verlassen und ein Zelt im Palmcnwalde bezogen hatten, erschienen am Morgen des 25. März einige Araber mit sechzehn Kamelen, um unser Gepäck nach dem uns schon bekannten Dorfe Schellahl zu bringen, wo unser Khawahs zwei kleinere Barken, sogenannte Kheahse zur Weiterbeförderung gemiethet hatte. Diese Barken sind ohne Kajüte und werden deshalb zur Bequemlichkeit der Reisenden mit großen, aus Palmenblättcrn geflochtenen Matten überdeckt. Gegen Abend ritten wir aus Eseln auf der schon beschriebenen Straße nach und kamen nach anderthalb Stunden im Dorfe Schellahl an.
Die Umgebung des Dorfes ist, wie jeder Punkt des Katarakts, romantisch schön. Am Landungsplätze unserer Barken ist der Nil von ausdrucksvollen Fclscmnasscn so umgeben, daß er eher einem See, als einem Strome gleicht. Die Strömung des Wassers ist auf dem uns gegenüber liegenden Ufer und uns völlig unmerkbar, hier liegt er in Spicgclglätte vor uns.
Wir übernachten im Freien, im herrlichsten Mondcnschcine. Die Nacht ist so hell, daß meine Gefährten ihr Tagebuch beim Lichte des Mondes schreiben. Nur dann und wann bringt ein schwacher Nordwcst das Tosen dcS Katarakts zu uns. Unsere Leute sitzen in den verschiedenartigsten Gruppirungcn am Strande, um die Kisten herum und rauchen ihre Tschibuhkaht. Aali-Arha singt türkische Kriegs- und Minnelicdcr mit den schönen, gefühlvollen Melodiken. Außer unseren beiden Hunden hält Niemand die Wache; in dem friedlichen nubischcn Dorfe ist sie unnöthig.
Am 26. März. Große, äußerst fatale Wäsche. Fatal für uns, denn wir müssen die getrocknete Wäsche selbst zusammenlegen, die einzelnen Strümpfe zu Paaren treiben, Alles selbst einpacken u. s. w., und das ist doch gewiß keine angenehme Beschäftigung für junge Männer. Wegen der Wäsche denken wir nun auch au