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Schatten. Eine Stunde nach Sonnenuntergang zeigte es noch dreiundzwanzig Grade. Diese Temperatur war für uns äußerst angenehm.
Am Ostersonntage, den 31. März. Mit recht günstigem Winde kommen wir bis Korosko. Wir kennen den armseligen Ort bereits aus dem ersten Theile dieser Blätter (S. 65). Zur Feier des Festes zogen wir auf beiden Barken unsere größten Flaggen auf. Aali-Arha begrüßte sie mit freudigen Pistolenschüssen, weil der Türke sich nie recht freuen kann, ohne dabei zu schießen. Unser Khawahs freute sich heute weniger wegen des Festes, sondern mehr in Voraussicht der Mcriesa, welche ich den Leuten versprochen hatte.
Wir lagen am Ufer unter Palmen auf Teppichen und rauchten unsere Tschibuhkaht. Rings um uns her standen blühende Mimosen, deren balsamische Gerüche bis zu uns gelangten. Es war der Weihrauch, welchen die hochheilige Natur am heutigen Tage verstreute.
Die Araber hatten Mcriesa erhalten und machten Fanthaste. Sie wurden bald lustig und führten ihre, denen der Kordofahnesen ganz ähnlichen Nationaltänze auf.
Unter Absingung eines ihrer Lieder mit den eintönigen Melodiken, welches sie mit Händeklatschen und Stampfen mit den Füßen begleiten, tritt Einer in den von sämmtlichen Thcilnehmern gebildeten Kreis und beginnt, einen Stock in den Händen haltend, den Tanz, in welchem er durch allerlei Bewegungen und Gcberdcn seine Wünsche auszudrücken versucht. Oft nimmt auch noch ein Anderer in der Rolle eines Mädchens am Tanze Theil. Dann bekommt freilich nicht selten der Natursohn die Oberhand und stellt Dinge dar, welche die Handlungen der berüchtigten pariser Tänze noch weit hinter sich zurücklassen.
Die Gesänge der Nubicr, meist arabischen Ursprungs, sind oft wunderschön, d. h. von wirklich dichterischem Werthe. Die Poesie ist bei den Arabern in's Leben übergegangen. Ihr Talent zu Dichtungen aus dem Stegreife ist außerordentlich. Ich habe oft Zwei gesehen, welche sich halbe Stunden lang in Versen unterhielten, wie ja die Märchenerzähler auch stets nur in Versen sprechen. —