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Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
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hinreichend bestraft worden war, wirkte dies doch, wie wir bald sehen werden, nur auf wenige Tage.

Um vier Uhr Nachmittags reiten wir, mein Bruder und ich, den beiden anderen Kamelen voraus und erreichen zum Nische den Nil wieder, wo wir uns lagern und ein weit leuchtendes Feuer anzünden. Erst nach Verlauf von mehr als einer Stunde erscheint das Lastkamel mit unserem Doktor, weil dessen schwächliches Thier unterwegs gestürzt ist und jetzt leer geführt werden muß.

Tags darauf kommen wir Mittags bei Semne an und besichti­gen den kleinen verfallenen Tempel. Mit Sonnenuntergang setzen wir die Reise fort und reiten bei Hellem Mondenscheine in der Kühle des Abends weit angenehmer, als in der glühenden Hitze des Ta­ges. Unsere Kamele werden zuletzt so müde, daß sie sich bei einer großen, ruhenden Karawane mit Gewalt niederlegen und nur mit aller Anstrengung weiter getrieben werden können. Gegen elf Ubr Abends wird gelagert.

Der ganze Weg von heute war sehr beschwerlich, er führt bergauf und bergab durch die Gebirgsmassen und Sandfelder des Battn el Hadjar.

Am 10. April. Die Hitze ist zwischen den schwarzen, glü­henden Fclscnmassen so drückend, daß wir Nachtmärsche machen müs­sen, weil es die Kamele bei Tage nicht aushalten, große Strecken beladen zu durchwandern. Vormittags reiten wir heute nur we­nige Stunden. Mit Sonnenuntergang Allah-Muhle (Gottes­weihe), zwei Stunden später Akahsche.

Noch leuchten am anderen Morgen die hellen Sterne am Him­melsdome, als wir aufbrechen und durch steinige und beschwerliche Wegstrecken die Reise fortsetzen. Hohe Berge, von wahrscheinlich mehr als tausend Fuß Höhe, ziehen sich am anderen Ufer in der Nähe der uns bereits'bekannten heißen Quelle von Okme in gro­ßen Bogen hin. Ihre zackigen Gipfel zeichnen sich scharf gegen den schon lichten östlichen Himmel ab. Nach wenig Minuten strah­len sie im prachtvollsten Purpurglanze, der mehr und mehr in's Goldige übergehend, die Ankunft der Königin des Tages kündete. Die Zeit der Dämmerung verläuft in den südlichen Breiten so