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Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
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als mir cinen Kuß davon auszubittcn. Lachend entfloh das lieb­liche Kind, kehrte aber doch wieder zurück, um Käfer zu bringen. Die schlechtesten, welche das Mädchen brachte, waren doch im­mer die beßtcn, wenigstens bezahlte ich es am Reichlichsten und schenkte ihm zuletzt noch obendrein eine Kette von Glasperlen, wo­mit ich ihm gar große Freude bereitete. Leider verstand die Nu- bierin kein Arabisch und deshalb gingen viele Artigkeiten, welche ich ihr sagte, ohne Wirkung an ihrem Ohre vorüber. Und als ich endlich meinen nubischen Bedienten aufforderte, mir den Dol­metscher zu machen, sah ich es ihm an den Augen an, daß er mehr oder weniger eifersüchtig auf seine Landsmännin war, wes­halb der Schlingel auch gewiß nicht treu übersetzte.

Vor uns liegt ein breiter Wüstenstreifen, welchen wir durch­reiten müssen, weil der Weg längs des NiluferS doppelt so lang ist, wie jener. Deshalb brechen wir heute erst gegen Sonnenunter­gang auf und reiten bei Hellem Mondcnscheine die ganze Nacht hin­durch. Um Mitternacht läuft ein Schakal oder eine Hyäne vor uns hin, ich schieße das Thier an, ohne es jedoch tödtlich zu ver­wunden« In der Nähe eines langen Felsblockeö, der auf einem anderen nur in der Mitte aufliegt und von den Arabernel Tim­sach" (das Krokodil) genannt wird, kochen wir uns starken Kasse, um den Schlaf zu bannen und reiten weiter.

Um drei Uhr Morgens überholen wir eine ebenfalls nach Sü­den ziehende Karawane und erfahren, daß der Nil sehr nahe ist. Aber unsere Müdigkeit ist so groß, daß wir uns bald darauf la­gern. Erst mit Sonnenaufgang ziehen wir weiter und erreichen kurze Zeit später ein Schcchsgrab, neben dem unter einer großen schattigen Mimose eine bewohnte Hütte steht. Der Ort heißt Fak- h're- oder Schech-Bänder und ist ein gewöhnlicher Ruhepunkt der Karawanen. Im Sande der Wüste stehen sehr viele Gesträuche der ^.selepias provers, an denen wir große, prachtvoll gelb- und rothgcstreifte Heuschrecken finge». Dann legten wir uns unter Mi­mosen nieder und versuchten zu schlafen. Das glänzende Sonnen­licht, die drückende Hitze und ein heftiger, uns höchst lästiger Cha- masihn hinderten uns daran; wir waren froh, gegen Abend wie-