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Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
Entstehung
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Ich vergaß es, hättest Du es doch selbst gethan." Immer noch ruhig, schalt ich ihn aus und setzte ihm aus einander, wel­ches Unglück entstehen würde, wenn er bei einer Wüstenrcise sich Aehnliches zu Schulden kommen ließe. Er wurde, statt zu schwei­gen, grob und immer gröber, bis dies zuletzt in eine so unerträgliche Unverschämtheit ausartete, daß ich zu dem einzigen Mittel greifen mußte, um ihn zur Ordnung zu bringen, nämlich zur Nilpcitsche. Beim Aufbruch fehlte er ganz und gar; er war, ehe wir recht wuß­ten wie, mit seinem Kamele auf und davon geritten. Wir ritten die ganze Nacht hindurch und kamen wenige Stunden nach Son­nenaufgang inDongola el Urdi an. Unsere Leute hatten in dem Hause eines italienischen Juden, des Herrn Morpurgo aus Alerandrien, Aufnahme gefunden. Man wies uns jetzt auch da­hin. Wir fanden in unserem Hausherrn einen zuvorkommenden und liebenswürdigen jungen Mann. Nachmittags schickte der Gou­verneur der Provinz Dongola, Schirmn-Bei, zu mir und ließ mich bitten, ,,in seinem Diwahn eine Pfeife mit ihm zu rauchen." Ich ging hin, wurde sehr freundlich empfangen und endlich durch die Nachricht überrascht, mein Bedienter Jdrieß sei angelangt und habe mich bei dem Bei wegen erlittener Mißhandlung verklagt. Der Bei bat mich, die Sache der Wahrheit gemäß zu erzählen. Aufmerksam hörte er zu, endlich sagte er zu mir:

,,Da hast Du freilich einen sehr großen Fehler gemacht, Cha- lihl-Esfendi. Du hast den unverschämten Burschen gezüchtigt, aber viel zu wenig. Da muß ich nothwendiger Weise nachhelfen."

Alle meine Versicherungen, daß der Bediente seine hinlängliche Strafe empfangen habe, halfen mir zu Nichts; der Bei blieb un­erschütterlich, ließ den Rubier hereinrufen, hielt ihm eine derbe Strafpredigt und befahl zwei Khawassihn, ihm hundertundfunfzig Hiebe auf die Fußsohlen zu geben. Nachdem die Bastonade vor­über war, rief er Jdrieß, welcher kaum noch gehen konnte, zu sich und befahl ihm, sich meine Verzeihung zu erbitten. Ich gewährte ihm diese, gab aber auch seiner Bitte, ihn aus meinen Diensten entlassen zu wollen, augenblicklich Gehör, weil ich sein tückisches Herz kannte und zuletzt fürchten mußte.