Dokument 
Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
Entstehung
Seite
46
Einzelbild herunterladen

46

zwanzig Nubier tauchten unermüdlich im Wasser herum; der Dok­tor, Aali-Arha, mein deutscher Bedienter, unser Hausherr, Alle, Alle waren bemüht, die Leute aufzumuntern. Man hatte im Nu eine Barke herbeigeschafft und tauchte von dieser ab immer und im­mer von Neuem in's Wasser; endlich jetzt hatte man den Kör­per gefunden, hob ihn auf die Barke und trug ihn nach unserem Zimmer. Auch mich trug man mehr dahin, als ich gehen konnte.

Wir legten den leblosen Körper auf ein Lager und fingen an, ihn mit wollenen Tüchern zu reiben. Der Doktor öffnete zuerst am rechten Arme eine Ader kein Blut! Dann wiederholte er seine Operation am linken es fielen nur wenige Tropfen. Er war unermüdet, ordnete an, half selbst mit, kurz, er hat gethan, was ein Mensch, was der geschickteste Arzt thun konnte; er öffnete zu­letzt noch die Luftröhre, um Luft in die Lungen zu blasen-

zu spät! Wir beweinten einen Todten, vr. Vierthaler glaubte, daß ihm ein Schlagfluß das Leben geendet habe.

Man brachte mich hinweg und versuchte mich zu trösten, man weinte, man handelte nach Schcfer's Worten:

Mit dem Betrübten klagen ist das Beste,

Die Schmerzen ab ihm von der Brust zu losen,

Und Worte geben seinem stummen Starren;

Damit er bald der Leiden Kreis durchwandle."

Und wirklich ich konnte weinen! Ich drängte die Thränen nicht zurück, die mir aus den Augen perlten; ich versuchte, mich zu fas­sen, ich vermochte es nicht! Ich versuchte, mich zu überreden, wie der Mohammedaner an ein unerbittliches Fatum zu glauben, ich konnte es nicht! Kein Schlaf kam die Nacht hindurch in meine Augen, sie war die traurigste, die längste meines Lebens. Wenn ich die Lichter schimmern sah, die man bei dem theuren Todten angezündet hatte, um die letzte Wache bei ihm zu halten, da war es mir, als solle durch sie jedes Fünkchen von Hoffnung, das sich in meinem Innern zeigen wollte, verdunkelt werden. Und wenn dann Aali-Arha, der treue Türke, zu mir hcrciiitrat, um nach mir zu sehen und ich auch bei ihm einzelne dicke Thränen in den grauen Bart hinabrvllcn sah, dann machten auch meine Gefühle sich von Neuem Luft und ich weinte wieder bitterlich!