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Mohammedaners, oder Juden wohl auch gebetet hättest, wie Diese es thaten!?
Dann senkten wir den Sarg in seine Gruft und warfen nach vaterländischem Gebrauche noch eine Handvoll Erde auf die Gebeine des edlen Mannes, den wir beweinten.
Zu Dreien waren wir in die Wüste hinausgezogen, zu Zweien kehrten wir zurück. Da richtete wohl Jeder still die Frage an das Schicksal: „Wer wird der Erste sein, der diesen Weg antreten wird? Du armer Richard Vierthaler, Du eifriger Mann der Wissenschaft, wie bald hast Du diese Frage beantwortet! Auch jener Levantiner Hanna Subuaä liegt schon im Sande der Wüste. Und von den Bekannten und Freunden, die mit mir nach dem Sudahn gingen oder die ich dort antraf, wie viele wurden während der kurzen fünf Jahre, die zwischen heute und jenem Tage liegen, schon zu ihrer ewigen Ruhe gebracht! —
In der Wüste, westlich von Dongola, tausend Schritte von der Stadt entfernt, deckt ein einfacher Grabhügel die Asche meines armen Bruders Oskar. Er war ein edler, rechtlicher Mann, kennt- nißreich und bescheiden, eifrig und uncrmüdet, in jeder Hinsicht tüchtig und in jeder Hinsicht anspruchslos. Der Tod ereilte ihn zu früh, denn schon in seinem achtundzwanzigstcn Jahre haben wir ihn begraben. Mir starb in ihm der beste Freund, der treueste Gehülfe, der aufopferndste Gefährte. Sein Tod war der schwerste Schicksalsschlag, der mich je betroffen hat. —
Am Abend des 10. Mai besuchte mich der Gouverneur Schi- rim-Bc'r, um mir sein Beileid auszudrücken. Er spendete mir Trostcswortc in orientalischer Weise.
„Erhebe Dein Haupt, Chalihl-Efscndi, und murre nicht über die Schickung des allbarmhcrzigcn und hochheiligen Gottes. Du weißt ja wohl, daß der Tod uns Alle ereilt, früher oder später, wenn Allah unö die Pforten seines Paradieses öffnen will. Lass' Dir den Kummer nicht Dein Herz bemcistern, denn wir alle sind hier in der Fremde und nicht daheim in unserem Hcimaths- lande; wir müssen geduldig ausharren, bis Allah uns zurückführt. Denke an Deine Lieben im Vaterlande, es ist besser, damit Du