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Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
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nicht auch von der Macht des Schmerzes, des Kummers und des Grames zu Boden gedrückt wirst."

Das sind Worte eines strenggläubigen Mahammedaners, er sprach sie zu einem ihm säst fremden Christen, um diesen zu trösten!

Und dann greife ich zu meinem Laienbrevier, um darin Trost zu suchen und zu finden. O, Leopold Schefer, das hast Du wohl nicht geahnt, daß selbst im fernen Afrika Deine Worte einem tiefbetrübtcn Herzen Balsam sein würden! Und welcher Trost lag nicht in diesen schönen Worten:

Denn unermeßlich ist dem Menschen Nichts,

Dem Sterblichen unsterblich Nichts gemessen,

Der Freud' ein Maaß und auch dem Leid ein Ziel,

Und wollt' er ewig weinen ihm »erstechen Zuletzt die Thränen, wollt' er immer wachen Und seinen Schmerz betrachten löst' ihm endlich Der treue Schlaf die Glieder auf, verwischet In holde» Träumen seinen Schmerz und flüstert Allmählig Hoffnungsroth und Lebenslust ihm In so bescheidnen Morgenröthen ein.

Die anspruchslos und schön und treu ihm täglich Antreten und ihn leise fragen, ob Er lebend, nicht zum Leben kehren wolle?

Denn die da leben, sollen rüstig wirken,

Und wenn wir todt sind, dann erst laßt uns ruh'»!"

Noch ist mir die ganze Begebenheit nur wie ein schwerer, schwe­rer Traum. Mir ist, als solle mein Bruder, von einer Jagd­partie zurückkehrend, zur Thüre hercintreten. Sein Tod hat einen zu tiefen und zu schmerzlichen Eindruck auf mich gemacht, als daß ich noch länger in Afrika bleiben könnte. Ich will nach Deutsch­land zurückkehren, wenn der Baron angelangt sein wird. Jetzt verlangt man ja noch Alles von mir, so schwer mir auch Alles werden wird. Man kann darnach nicht fragen.

Am 13. Mai. Der vr. Vierthaler und ich machten heute noch einen Besuch ain Grabe unseres theuren Todten. ES war gegen Abend. Die Sonne sandte uns ihre letzten Strahlen in's Gesicht; die Wüste war still und ruhig, kein Laut war hörbar und das Herz konnte so ganz den Gedanken nachhängen, die sein Jn- m. 4