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Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
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Er trieb dcn Sand von dem mehr als dreihundert Schritte ent­fernten Ufer bis auf unsere Barke. Dann folgte ein starker Regen, dessen großen Tropfen Mensch und Thier zu entgehen suchten.

Am 24. Mai. Mit dem frühesten Morgen gingen wir zu unserem alten Bekannten, dem Kahschef Jussuf-Effendi, und erfuhren von ihm, daß sich in der jetzigen Jahreszeit in der- stensteppe noch Wasser vorfinde und daß wir in einigen Tagen Kamele bekommen würden.

Auf Befehl des Kahschef wurde uns neben seinem Wohnhause eine Hütte eingeräumt, in welcher wir wohnen und unsere Effekten aufbewahren konnten. Wegen seiner Freundlichkeit lud ich den Kah­schef ein, zu mir zu kommen und ein Glas Wein zu trinken. Er aber zeigte ruhig auf seinen vollen Bart und sagte gelassen:Die Zeiten haben sich geändert, ich will meinen Bart nicht mehr durch die Thorheiten meiner Jugend beschimpfen, denn ich werde alt."

Die Hitze hatte in letzter Zeit außerordentlich zugenommen. Das Thermometer zeigte im Schatten durchschnittlich fünfunddreißig Grade nach Rcaumur, wobei jedoch bemerkt werden muß, daß der heiße Chamafihn, welcher fast tagtäglich wehcte, sogar in dcn Häu­sern eine weit höhere Muth hervorrief, als die Sonne selbst.

Wir blieben bis zum 2 9. M ai in Ambukohl und beschäf­tigten uns viel mit der Jagd. Ein uubischer Jäger, Fathl- Allah Wolcd cl Nahsir, welcher, wie er behauptete, schon unseren Landslcutcn, dem berühmten Naturforscher Rüppell und dessen Begleiter Hay, Dienste geleistet hatte, brachte uns einen jungen Wüstcnluchs von stroh- oder rehgclbcr Farbe (I^nx 6s- i-aosl). Er versprach auch Mehr zu liefern, weil er, wie er ver­sicherte, die Wüstensteppc ganz genau kenne und beständig durch­streife.

Zur Zeit des Nachmittaggcbctcs, am 29. Mai, gelang es unseren vereinten Bemühungen, die Karawane in Gang zu bringen. Wir verließen Ambukohl in süd-südöstlicher Richtung und zogen der Wüstensteppc zu, welche wir sehr bald erreichten. Noch zeigte sich überall eine für jene Gegend sehr lebhafte Vegetation. Die Gebüsche der Asklcpias hatten sich in der Nähe des Dorfes zu

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