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Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
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am 23. Mai gefallenen Regen her noch Wasser zu finden, mir welchem wir unsere Vorrathe sogleich wieder zu ergänzen beschlos­sen, um bei der jetzt herrschenden furchtbaren Hitze nicht dem Al­les vernichtenden Wassermangel Preis gegeben zu sein. Um zehn Uhr Bormittags lagerten wir uns im Schatten eines äußerst dor­nigen Baumes oder Strauches, dessen Namen ich nicht kenne, um die Karawane zu erwarten.

Lange Zeit warteten wir vergebens. Wir hatten weder Mund- vorräthe noch Trinkwasser mitgenommen und verspürten einen be­deutenden Hunger. Zuerst versuchten wir diesen mit den rothen Beeren des Strauches zu stillen, unter dem wir uns gelagert hat­ten, allein der Magen verlangte nach etwas Kräftigerem. Der Doktor ging deshalb auf die Jagd, um wenigstens einige von den vielen wilden Lachtauben zu erlegen, welche häufig in den Ge­büschen herumflogen, während ich nach Wasser suchte, weil wir vermutheten, daß sich von dem Regen her davon noch finden würde. Nach halbstündigem Suchen entdeckte ich wirklich eine Lache mit diesem köstlichen Naß und füllte frohlockend unsere Simsemiaht. Der Doktor hatte mehrere Tauben geschossen, welche gerupft, in unserem Kaffegcschirr gekocht und mit Schießpulvcr gewürzt wurden. Das Wasser fand sich in einer Lehmpfütze und schmeckte, obgleich es ganz von erdigen Theilen geschwängert war, doch ungleich bes­ser als unser Schlauchwasscr, denn dieses hatte bei der herrschen­den Hitze schon heute ganz den unausstehlichen Geschmack und Geruch angenommen, welche die mit Thran getränkten Schläuche ihm sehr bald mittheilen.

Mittlerweile schickten wir den Chabihr auf Entdeckungsreisen nach unserer Karawane aus. Er kam nicht zurück; an seiner Statt aber bemerkten wir gegen vier Uhr Nachmittags einen Nomaden zu Kamele, welcher nach einem verlaufenen Kamele suchte und uns die Nachricht brachte, daß sich die Karawane in einer Entfernung von zwei Meilen in der Nähe einer Lache gelagert habe, um uns zu erwarten. Er ermähnte uns, immer in dem Chohr fort­zureiten und beschrieb uns den Lagerplatz unserer Leute genau. Auch der Chabihr kehrte nun bald zurück; wir stiegen zu Kamele und