78
Seine Regierungsmaßregeln sind streng. Er duldet keinen Widerspruch und führt Das, was er sich vorgenommen hat, gewiß durch. Alte Gauner, welche seit Jahren den Diwahn um ungeheure Summen betrogen hatten, wurden gezwungen, das Veruntreute wieder herauszugeben. Ein Araber, Hassan-Mussmahr*), welcher seit vielen Jahren gewisse Monopole verwaltet hatte, wurde für schuldig befunden, sechstausend Beutel oder cinhundertundfunf- zigtausend Spccicsthaler veruntreut zu haben. Dieser Mann hatte die armen Sudahnesen mit raffinirter Grausamkeit behandelt und sie unter Anderem zur Entrichtung von dreifachen Abgaben gezwungen, wo er nur einfache zu fordern hatte. Laticf-Pascha revidirte seine Rechnungsbücher genau und zwang den Betrüger zur Bezahlung der erwähnten Summe. Daß dieser sein Haus, seine Sklaven und Sklavinnen verkaufen mußte, kümmerte seinen Richter nicht; Hassan-Mussmahr durfte sich glücklich schätzen, mit dem Leben davon gekommen zu sein. Selbst Hahlid-Pascha erhielt von seinem Nachfolger, sogar gegen ausdrücklichen Befehl des Vizckö- nigs, die Erlaubniß zur Abreise nach Egypten nicht, bevor er achthundert Beutel an die Schatzkammer der Regierung bezahlt hatte, die er derselben schuldete. „Aabahs-Pascha", sagte Latief zu mir, „ist Statthalter des Sultahns für Egypten, ich bin es für Ost- Sudahn und befolge die Befehle des Großherrn, ohne auf die des Vizekönigs Rücksicht zu nehmen. Ich habe vom Sultahn einen Firmahn erhalten, der mir befiehlt, das Rechte zu thun und ^vsl- Iskri »na svlrlsss ei 8ulm min ei msslumilin" (so wahr Gott lebt, ich endige das Unrecht und nehme es von denen, welchen man Unrecht gethan hat).
Die ihm untergeordneten Beamten zittern vor ihm, das Volk ehrt und schätzt ihn. Wehe dem, der einen Nubier ohne hinreichenden Grund schlagen, ihn bedrücken oder ihm sonst Unrecht thun wollte! Sein Diwahn steht jedem Kläger offen.
*) Mussmahr bedeutet einen Nagel. Hassan erhielt diesen Beinamen, weil er auf seiner Nase eine wie ein Nagelkopf gebildete Warze hatte.