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Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
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rer Untersuchung finden wir, daß wir es mit den Fährten eines Leoparden zu thun haben. Wir trösten die Araber mit dem Ver­sprechen, auf die Bestie anzustehen und werden zum Danke dafür von Einem derselben auf einem mannigfach verschlungenen, nur arabischen Augen bemerkbaren Pfade durch den sonst vollkommen undurchdringlichen Theil des Tropenwaldes nach einer Lichtung ge­bracht. Hohe Mimosen stehen auf blumengeschmückter, mit safti­gem Grase prangender Grasmatte; hier würde ein Paradies sein, hätte nicht dasVolk des Teufels", die Wanderheuschrecken, den Prächtigen Wald der Vernichtung geweiht. Von den zarten Blät­tern, von den duflspcndenden Blumen der saftigen, kräftigen Bäume sieht man keine Spur mehr. Die Zweige und Beste haben ande­res Blattwerk erhalten. Dicht an einander gedrängt, sich ewig befehdend und mit gierigem Zahne ihren arabischen Namen bethä­tigend, sitzt eins der gefräßigen Insekten an dem andern; es gibt keinen Raum zwischen ihnen, aber auch keinen Blattstiel mehr. DieEntblätternde" benagt die Rinde des Baumes, nachdem sie seinen Blätterschmuck zerstört. Die Anzahl der Schwärme über­steigt alle Begriffe und doch springt sie erst in die Augen, wenn wir durch Rütteln der Bäume einen Schwärm flüchtig gemacht ha­ben. Dann verdunkelt das wüste, sich nach grünen Bäumen wen­dende Volk die Luft, aber es zieht auch seinen Feind herbei. Meh­rere Hunderte von Thurmfalkcn, welche Europa verlassen haben, um auf fetter Weide den reichliche Nahrung beanspruchenden Akt der Mauser bequem abwarten zu können, sitzen regungslos auf den höchsten Spitzen der Mimosen oder schweben, rütteln und glei­ten in wechselvollcm, nicht ermüdendem Fluge über der schwarzgraucn Schaar herum. So lange sie an den Zweigen hängt, wehren die langen Stacheln und Dornen der Bäume den flinken Räubern, herabzustürzen unter die von ihnen zur Beute erkorncn Insekten; jetzt fliegen sie. Im Nu eilen die Falken herbei, jagen durch die dichtesten Schaarcn hindurch und ergreifen mit gewandter Klaue eins der häßlichen, schädlichen Thiere. Es wehrt sich, beißt mit den scharfer; Frcßzangen in die beschilderten Füße des Falken, aber die­ser ist stärker. Ein Biß des kräftigen Schnabels zermalmt deir Kopf