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der Heuschrecke und nun beginnt der Sieger diese gemächlich zu verzehren. Ohne Zeit zu verlieren, reißt er ihr die Flügel aus, zerbricht die dürren Füße und speist den leckeren Fraß in der Lust, in welcher er sich schwebend zu erhalten weiß. Binnen zwei Minuten hat der geübte Jäger eine Heuschrecke gefangen, gerupft und verspeist und eilt nun rasch wieder zurück unter die noch nicht wieder zur Ruhe gekommenen Schwärme, um sich noch eins oder zwei ihrer Mitglieder zu rauben. Dieses scheinbare Spiel der hübschen Falken ist so anmuthig, daß wir sie nicht durch Schüsse in ihrer nützlichen Beschäftigung stören, sondern ihnen vielmehr durch wiederholtes Schütteln der mit Heuschrecken bedeckten Bäume neue Gelegenheit zum Fange geben. Es scheint, als wüßten die Hcuschrek-
ken, welche Feinde sie an den Falken haben, denn sie weichen
wirklich im Fluge aus einander, wenn sich einer der Vogel jählings unter sie stürzt.
In der Nähe der verwüsteten Waldstrecke liegt eine von Bäumen umstandene und hochstämmige Mimosen umspülende Fuhla. Sie ist mit Sumpf- und Wasservögeln, Schlingpflanzen und Wasserlilien überdeckt und gewährt einen zauberhaften Anblick:
„Den stillen Fluchen bin ich hold,
Die mitten in des Waldes Düster Licht glänzen von des Mittags Gold,
Umrauscht von leisem Schilfgeflüster.
Am Grund, wohin die Sonne klar Die grüngebroch'nen Strahlen spendet.
Sproßt eine volle Pflanzenschaar,
Die Blatt und Blumen aufwärts sendet.
Am dünnen schlangengleichen Stiel Schwankt bleich die milde Wasserrose,
Sie ist der Fluchen lieblich Spiel,
Die schaukeln sie im Windgckose.
Tief bei der Pflanzenwurzeln Nacht,
Da ist der Fische kühle Wohnung;
Doch taucht der Reiher mit Bedacht Hinab und würgt sie ohne Schonung,
Bis ihn des Falken Schlachtruf weckt Und aufjagt von der leckern Speise.
Der drohend seine Fänge reckt
Und ihn umschwebt im scharfen Kreise."