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sellschaft der Nimmersatte zur Nachtruhe aufgebäumt waren. Die ersten fallenden Schüsse machten sie so scheu, daß alle Anstrengungen, ihrer habhaft zu werden, erfolglos blieben. Sie wurden so gestört, daß wir noch den ganzen Abend hindurch das Geräusch ihrer Flügelschläge hören konnten. Von fernher tönte das sonderbare Grunzen eines Leoparden zu uns herüber, unmittelbar neben unserem Schiffe hob ein Nilpferd seinen ungeschlachten Kopf aus dem Wasser und brüllte dann und wann uns förmlich in die Ohren. Dazu wollten die Leute in dem letzten Dritttheil der Nacht noch die gewaltige Stimme des Königs der Wälder vernommen haben.
Die Barke legte am folgenden Tage hart unter der Stadt Sennahr an dem mir dem dichtesten Urwalde bestandenen linken Ufer an. Wiederum brummte, brüllte oder grunzte — denn es ist ein ganz sonderbarer Ton — ein Leopard im Walde und gab uns Hoffnung auf ein gelegentliches, von uns sehr gewünschtes Zusammentreffen mit ihm. Wir landeten deshalb am 17. Dezember ebenfalls auf diesem Ufer der Stadt gegenüber und hatten dabei den doppelten Vortheil vor Augen, der Jagd nahe und der meine sonst fleißigen Diener jedesmal in eine der Arbeit keineswegs förderliche Verzückung setzenden Meriesa fern zu sein. Uns Deutschen bot die elende Stadt gar Nichts, der Wald aber um so mehr.
Sennahr, die Hauptstadt des durch die Türken vernichteten Königreichs Dahr-Fungi, soll nach Bruce im sechzehnten Jahrhundert von den Schilluk-Negern gegründet worden sein. Es war früher der Sitz der Macht und der Kultur des Ost-Sudahn; jetzt ist es zu einem ganz erbärmlichen Flecken herabgcsunken. Die Zahl seiner Bewohner dürfte mit Einschluß von fast zweitausend Negcrsoldatcn kaum zehntausend betragen, während zur Zeit der Fungikönige fünfundzwanzigtausend Menschen hier gelebt haben sollen. Sennahr ist in allen seinen Theilen schmutziger und ärmlicher als Woled-Medine und besitzt an der Stelle des Basars nur einige elende Boutiquen, in denen man die nothwendigsten Gegenstände zum täglichen Gebrauche der Türken zu kaufen bekommt. Zum Bedarf der Eingebornen wird wöchentlich zweimal ein großer Markt, „Suhkh", zu welchem die Einwohner der ganzen Nmge-