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mich wieder zu kräftigen und zu stärken. Da kam mir denn gar oft das Jägerlicd:
„Des Morgens zieh' ich früh in's Holz,
Die Tannen rauschen und die gold'ne Sonne scheint;
Da fühl' ich'S recht mit frend'gem Stolz,
Wie gut's der alte Gott doch mit uns meint.
Mit jedem Schritte wird ein Leben wach,
Die Drossel flötet und das Wildpret schleicht zu Bach rc."
in den Sinn und mit ihm auch wieder Trost und Muth. Rauschten auch die Tannen nicht um mich, so rauschten mir doch anstatt ihrer die balsamduftenden Mimosen den Frieden und die Ruhe Gottes zu; statt der Drosseln flöteten afrikanische Sänger*), statt des heimischen Wildprcts zeigte sich mir die schlanke Antilope. Die Zeit der Jagd wurde für mich die des Trostes, der Stärkung und der Erholung. Ich war verlassen, aber ich fühlte es weniger, als man vielleicht glaubt; mir blieben immer noch Freunde und ich hatte das Glück, mir sogar einen neuen, es treu und redlich meinenden zu erwerben. Das warst Du, mein lieber Bauerhorst, der Du mir manche bittere Stunde süß, manches schwere Ungemach leicht oder wenigstens leichter gemacht hast. Du warst mir ein neuer Freund, aber ich brauchte Dich nicht erst alt werden zu lassen, „wie neuen Wein", ich sah bald, „was ich an Dir hatte." Du hast mich leiblich und geistig unterstützt, erhoben und gekräftigt. Diese leichten fliegenden Blätter können Dir kein festes, bleibendes Andenken sichern^, aber sie sollen Dir, edler Mann, wenn sie sich vielleicht sogar bis zu Dir verfliegen, meinen herzlichen, innigen Dank bringen. Bist du doch der Einzige, der mich die meisten der übrigen in Charthum lebenden Christen vergessen machte. Glaube mir, wenn ich all' das Gute, welches Du mir in Afrika erzeigtest, dort einmal nicht zu würdigen verstand, hier in der Heimath versiehe ich es!
Aber ich will auch noch anderer Freunde gedenken. Da tritt mir ein biederer Mann vor die Seele; er ist Mohammedaner; Hus-
*) z. B. die Droßlinge.