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Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
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Ferdah wie diese um sich geworfen; sie trugen an Schnüre ge­reihte , rundliche Bernsteknstücken in den gefetteten Haaren und wa­ren barfüßig. Dame Soakim trug ein rund zusammengewickel­tes schreiend gelbes Tuch turbanähnlich auf dem Kopfe; die Enden des Tuches hingen zu beiden Seiten lang herab. Sie war sehr sorgfältig verschleiert. Nur kurz über den Steigbügeln ließ sich ein buntgestreifter, halbseidener Stoff erkennen, wie ihn die Frauen der egyptischen Fellahhihn tragen; wahrscheinlich bestanden ihre Bein­kleider daraus. So bewegte sich der Zug in vollem Trabe an uns vorüber. Getauscht sahen wir der, um mich orientalisch auszu­drücken,in die Wolken der Schleier gehüllten" Erscheinung nach. Vor Allen machte der Konsul dem Schmerzgefühle vereitelter Hoff­nungen Luft in derben Flüchen gegen den Unglücksvogcl, Osmahn, seinen Bedienten, weil dieser durch seine Nachlässigkeit seinen Ge­bieter mehrere Stunden hingehalten hatte.

Nachmittags begünstigte uns dagegen das Glück. Die Dame war zu sprechen und befand sich, als wir in den ihrem Gesinde! eingeräumten Hof traten, im Harchm oder der hintersten Abthei­lung ihrer Wohnung. Wir wurden angemeldet, hörten innen ge­waltig schelten uud lärmen und warteten geduldig, bis der erwähnte Lump, welcher heute als Stallmeister fungirt halte, in Begleitung eines ditto Anderen, uns mit bedeutungsvollen Winken nach dem Innern rief. Der Konsul ging voran, wir folgten. Inmitten des geräumigen Hofes saß die Prinzessin mit gekreuzten Beinen auf einem langen und schmalen Teppiche und erhob sich bei unserem Ein- tritte. Seine Erccllenz, der uns schon aus dem Diwahn her be­kannte Minister nöthigte uns zum Sitzen, was auch die bunte Ge­sellschaft in den mannigfaltigsten Stellungen und mit grimmigem Mienenspiel endlich zu Stande brachte. Der Platz zum Sitzen war nämlich gar zu türkisch bereitet worden; es war ein dünner Tep­pich, den man platt auf die Erde gelegt hatte. Für mich und die übrigen türkisch gekleideten und mit türkisch-arabischen Sitten und Gebräuchen wohlbekannten Europäer war der Teppich ganz bequem, nicht so aber für den in enger europäischer Uniform steckenden Kon­sul oder meinen Freund Baucrhorst im Ballfrack und engen Bein-