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miethen. Wir wollten unsere Reise zu Wasser machen, weil auf diesem Wege die Reisekosten gegen die einer Wüstenrcise unverhält- nißmäßig gering sind. Freilich war die Gefahr bei einer Fahrt über die Katarakten, wie ich aus Erfahrung wußte, ungleich größer als bei der Landrcise; allein junge Leute, welche gerade nicht unter die Furchtsamen gerechnet werden dürfen, pflegen darnach nicht Viel zu fragen. Nach langem Herumlaufen wurden wir zuletzt mit dem Besitzer eines neu erbauten Schiffes ohne Kajüte, „NLkhr", einig und mietheten dasselbe für hundertunddrcißig Spc- ciesthalcr — drei Viertel des Werthes unsers ganzen Schiffes — bis Kairo. Um für alle Fälle gesichert zu sein, nahm ich unseren Rhcder mit in die Müderie und ließ dort einen wohl verklausel- ten Kontrakt aufsetzen und gerichtlich bekräftigen. Wir wollten uns ungefähr sechs anderen Barken anschließen, welche mit arabischem Gummi beladen unter der Führung eines des Stromes kundigen Mannes nach Kairo gerudert werden sollten und warteten, nachdem unsere Effekten und die kleine Menagerie eingeladen waren, nur auf die Abfahrt derselben, um Charthum zu verlassen.
Die Regenzeit hatte wieder begonnen und schien ebenso heftig zu werden, als die vorjährige. Es war also die höchste Zeit, abzureisen, um noch mit vollem Wasserstande in Egyptm anzukommen. Der Konsul gab uns am 16. August den Abschiedsschmaus. Nur wir Deutschen waren zugegen. Wein und Punsch stimmten uns heiter; wir sangen, tranken und waren fröhlich. War es ja doch das letzte Mal, daß wir so zusammensaßen. Reitz erhob sein Glas und rief: „Meine Freunde, stoßen Sie mit mir an auf eine fröhliche Wiedervereinigung, obgleich wir nicht wissen können, ob wir noch einmal zusammenkommen. Ich selbst zweifle daran, aber wir wollen dennoch unser Glas darauf leeren l" Er hatte leider wahr gesprochen.
Am 17. August bezogen wir (Bauerhorst und ich) mit unseren Bedienten das auf dem Hinterdeck der Barke errichtete Strohzelt. vr. Reitz und vr. Vierthalcr erschienen mit Weinflaschen unter dem Arme, die Hälfte der letzten Nacht im traulichen Gespräche mit uns zu verbringen. Nachdem sie sich entfernt
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