279
trieb unser Schifflein mit Macht gegen die Felsen des linken Ufers und zwang uns, anzulegen. Rechts und links dehnte sich die lc- bensarme Wüste aus. Der gestreifte Ammer und die isabellfarbige Wüstenlerche schienen die einzigen Vertreter thierischen Lebens zu sein.
Nach anderthalb Stunden setzten wir die Reise fort. Das Thal erweitert sich. Mit ihm der Strom. Er umschließt viele Inseln, welche in tropischer Fülle emporwuchernde Mimosen und mit Blüthen bedeckte, in allen Farben prangende Schlingpflanzen begrünen. Der schöne Seeadler sitzt auf den dichtvcrschlungcnen Büschen und spiegelt sein blendendweißes Haupt in den Fluchen des Stromes. Spater gelangen wir zu den mit Wald bedeckten Ufern oberhalb des Dorfes Gohs el Redjeb, legen gegen Sonnenuntergang bei mehreren Hütten und Schöpfrädern an und gehen in dem nahen Walde auf die Jagd. Mahammed fängt Käfer, wir stören eine Kette Perlhühner, viele Reiher und einige Adler auf, von denen uns auch einige Eremplare zur Beute werden. Der Wald gibt noch einmal das Bild eines wildverworrc- ncn, ächt innerafrikanischen Urwaldes.
Der andere Morgen bringt uns schon Vormittags zu dem Städtchen M etäm m e. Es ist ein elender Ort mit wenigen Einwohnern, welche gesuchte künstliche Gold-, Silber-, Eisen- und Lcdcrarbeiten verfertigen. Man hielt gerade Markt, er war erbärmlich. Wir ließen uns nach den Ruinen ,,des Schlosses" führen, welches 1822 bei dem Aufstande des Volkes unter Me- lik Nimmr von den Nubiern eingenommen wurde. Jetzt liegt das Kastell in Trümmern. In einer für Sudahn sehr anständigen Hütte fanden wir guten Bilbil; suchten aber vergeblich nach Straußenfedern, womit hier ein bedeutender Handel getrieben wird.
Schendi ist eine halbe Meile stromabwärts von Metämme am anderen (rechten) Ufer des Nil gelegen. Husse'in-Arha hatte mir Empfehlungsbriefe an seinen Wekihl Hassan-Arha mitgegeben. Wir wurden bei unserer Ankunft sehr freundlich empfangen und mußten versprechen, im Hause meines Freundes über Nacht zu verweilen. Gegen Abend ritten wir mit Hassan-Arha