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in der Stadt herum. An der Stelle des Tokhul, in welchem Js- mael-Pascha verbrannt wurde, ist eine Moschee erbaut worden. Der Palast des hochherzigen „TigerkönigS" liegt in Trümmern, ebenso die Stadt, welche jetzt kaum ein Drittthcil ihres Umfanges einnimmt. Die Bewohnerzahl ist von zwanzigtausend auf viertausend zusammengeschmolzen. Außer den türkischen Soldaten wohnen fast nur Araber und keine Nubier hier. Es sind schöne, aber ungcmein leichtsinnige, unsittliche, dem Trunke und anderen Lastern ergebene Leute. Schcndi liegt unter dem 16" 37 ^ n. Br. und 310 östlich von Paris.
Hassan-Arha bewirthete uns auf's Beste. Fast mit Gewalt wollte er mir zwei lebende Strauße aufdrängen. Aus Mangel an Platz konnte ich sie nicht annehmen. Dagegen bat ich ihn, weil wir unsere ethnographischen Sammlungen bereichern wollten, um Empfehlungsbriefe an den Schech von Tahmr, einem in der Nähe des Atbara gelegenen Dorfe, in welchem sehr künstliche Arbeiten zum Schmuck oder anderen Bedürfnissen der Sudahnesen gefertigt werden.
Am frühen Morgen des 13. August verlassen wir Schendi. Der Wind ist uns auch heute sehr günstig, er erspart unseren Matrosen das Rudern und fördert die Reise ungemein, obgleich nur zwei zusammengebundene Feradah *) als Segel dienen. Um 10 Uhr Vormittags passiren wir das am rechten Ufer gelegene, altberühmte Mero« mit seinen Ruinen und Pyramiden. Diese liegen für uns zu weit landeinwärts. Auch können wir die ungefähr eine halbe Meile von uns entfernten Ruinen vom Schiffe aus recht wohl sehen. Eine ziemlich hohe Bergkette im Hintergründe, die Djcbahl el Khohli, rahmen das Bild ein. Um Mittag kommen wir zu dem großen Dorfe Um-Aali mit vielen komischen Schechsgräbern. Sie sind im weiten Bogen von den Djcbahli Um-Aali, welche die Fortsetzung des Gebirges der Djcbahl el Khohli bilden, eingeschlossen. Am anderen, dem linken, Ufer liegt das Dorf el Mikn're.
*) Plural von Ferdah.