Dokument 
Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
Entstehung
Seite
282
Einzelbild herunterladen

282

Der Franzose La Farque, den wir besuchten, erzählte uns, daß man vor vierzehn Tagen in der Nähe der Stadt einen großen männlichen Löwen erlegt habe. Das königliche Thier machte die ganze Gegend unsicher, raubte Rinder und Schafe und zog sich mit seiner Beute immer in ein Dickicht des Urwaldes zurück. Vier mit Feuergewehren bewaffnete Morhrarbi vereinigten sich mit zwölf nur mit Lanzen ausgerüsteten Nubiern zur Jagd des Raub- thieres. DieAbendländer" schössen schlecht, die Lanzenwürfe wur­den nicht tödtlich. Der Löwe verwundete zwei seiner Angreifer und verstümmelte sie grauenhaft. Da faßt sich ein Nubier ein Herz, geht dem glücklicher Weise ganz vollgefressenen Thiere zu Leibe und erschlägt es mit mehreren kräftigen Streichen des selbst Löwen be­zähmenden Na buht. Die Verwundeten lagen darnieder, waren aber, ohne daß ärztliche Hülfe angewendet wurde, bereits auf dem Wege der Besserung.

Einem im Inneren Afrikas reisenden Europäer ist ein dort an­sässigerLandsmann" immer eine erfreuliche Erscheinung. Wir freuten uns, La Farque getroffen zu haben. Gern leisteten wir der freundlichen Einladung, bei ihm zu verweilen, Folge. Im Hause des Franzosen verbrachten wir in angenehmer Unterhaltung den Nachmittag und Abend. Es war spät geworden, als wir zur Barke zurückkehrten. Am westlichen Himmel stieg ein Gewitter auf, die Blitze leuchteten zu uns herüber, der Donner rollte noch fern. Wir beachteten es nicht und legten uns zur Ruhe nieder. Bald nachdem wir eingeschlafen waren, wurden wir unangenehm aufge­weckt. Ein heftiger Ostwind brachte Wolken von Sand und Staub mit sich und bedeckte damit alle Gegenstände um uns herum linicn- dick. Auch durch unsere Teppiche und Decken drängte er sich hin­durch. Es gehörte eine geraume Zeit dazu, sich in diese Unan­nehmlichkeit zu finden. Zuletzt machte sich, trotz der kläglichen Si­tuation, Einer über den Anderen lustig. Zum zweiten Male schlie­fen wir ein und wurden zum zweiten Male durch ein viel unange­nehmeres Gefühl aufgestört. Es regnete fürchterlich. Das pras-