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Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
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sclnste Donnerwetter umtobte uns, die Blitze zischten in unserer Nähe in den Nil. Und welch elenden Schutz hatten wir gegen das Ungewitter! Ein einfaches Strohmattenzelt. Der Regen sam­melte sich auf demselben und fiel in um so größeren Massen auf unsere Lagerstätten nieder. Drei Teppiche und meine ungarische Wildschur, das beste Schutzmittel, welches ich noch besaß, waren in einer Viertelstunde vollkommen durchnäßt. Obgleich ich bei jeder Bewegung Wasserbäche von der letzteren abschüttelte, lag ich doch wie im Wasser gebadet.

,,Baucrhorst, wie geht es Dir?"

,,O mein Gott, entsetzlich schlecht, ich bin schon patschnaß!" "

Und dann eine lange, lange Pause, und jeder schlief patschnaß" wieder ein.

Der naßkalte Westwind weckte am Morgen die gebadete Reise­gesellschaft. Da stand August Tischendorf schon nackt im Sturme da und durchsuchte seinen Koffer nach wenigstens halbtrockcnen Klei­dern; Bauerhorst versuchte sich in seinem nassen Pelze zu wärmen, nachdem er seine triefenden Decken von sich abgeschüttelt hatte; ich sprang im tiefsten Neglige ohne Umstände dem nächsten Hause zu nnd ließ mir dort ein Feuer anzünden. Tischendorf folgte, Bauer­horst ging nach dem La Fargue'schcn Hause.

Es war eine Höllcnnacht gewesen, der Morgen war teuflisch. Was wir ansahen, war naß, was wir anziehen wollten, ebenfalls. Der Koch Man fuhr blickte mit Wehmuth nach dem Holze, wel­ches, allen seinen Bemühungen Trotz bietend, nicht brennen wollte, obgleich wir wiederholt starken Kasse verlangten; M aha m m e d suchte mit Verzweiflung in allen Kisten nach trockener Wäsche herum; die Matrosen saßen mit kläglichen Mienen stumm, regungslos auf dem Verdeck der Barke. Ueber unser Aussehen schweige ich lieber still. Unsere Anzüge glichen so ziemlich denen betrunkener Gesellen, wel­che die Nacht im Rinnstein zubrachten. Erst nach und nach wurde unser Zustand erträglicher. Wir erhielten endlich Kasse und Pfei­fen. Die Kleider trockneten an dem in der Hütte brennenden Feuer. Der naßkalte Wind wurde allmählig schwächer, am Horizonte trat die Sonne hinter dem Gewölk hervor und sandte uns ihre freund-