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Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
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Zum Abend erreichen wir die zwischen den Granitfelscn cl Rhasi und cl Faräkh hinlaufende, steinige Schlucht Abu Tokh und winden uns in ihr auf künstlichen Wegen bis zur Hälfte hinan. Dann machen wir auf einem sandigen Plätzchen Halt und legen uns zur Ruhe nieder. Rechts und links sind wir von den senkrechten Wänden der genannten Berge eingeschlossen. Sie werfen den Schall unserer abgefeuerten Gewehre unwillig von sich und theilen ihn dröhnend der ganzen Runde mit. Welch' hehre Nacht im Schoße der Felsen, inmitten der unbewohnten Gebirge!

Am 20. November. Auch heute müssen wir wieder zu Fuße über die Stcinblöcke im Wege hinwegklettern. Die Kamele sind kaum im Stande, uns auf den schmalen, überaus beschwerli­chen, gewundenen Pfaden nachzufolgen. Noch liegt das Dunkel der Nacht über unserer engen Schlucht. Erst hoch oben sehen wir die ersten Strahlen der schon längst am Himmel aufgestiegenen Sonne. Nach einer Stunde Weges haben wir die Spitzen deS Berges Gottes vor uns. Bald darauf erscheint auch das Klo­ster St. Katharina, zwischen ihm und dem Horeb (ar. Djc- bel Charuhf) liegend, fast verdeckt von den hohen Cyprcfsen des Klostcrgartcns. Wir erwarten die langsam uns nachkeuchenden Ka­mele auf einer mit duftigen Kräutern bewachsenen, sandigen Ebene, besteigen sie und reiten im Trabe dem Kloster zu. Um neun Uhr erreichen wir eine von Mahammcd-Aali hier stationirte militäri­sche Klosterwache und kommen wenige Minuten später unter der luftigen Pforte des Klosters an.

Es ist ein hohes, großes, fast quadratisches Gebäude mit starken Mauern und Schießscharten, aus denen kleine Kanonen her- vorlugcn. Der Haupteingang befindet sich ungefähr vierundzwan­zig Fuß über den Boden erhöht und wird durch eine mit Eisen be­schlagene Thüre verschlossen. Man gelangt vermittelst eines Glo- bcnzugcS der in einem Krahncn befestigt ist und herabgelassen wird, zu ihr, indem man sich von den Pfaffen Hinaufwinden läßt. Ein anderes kleines Pförtchen führt zu ebener Erde in einen ebenfalls gut verschlossenen Hofraum und von da in'ö Kloster, eine dritte