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Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
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Thür steht mit dem von hohen Mauern umschlossenen Garten durch einen unterirdischen Gang in Verbindung.

Bei unserer Ankunft feuerten wir einige Schüsse ab. Die Hauptthüre öffnete sich; ein Klosterpfaffe mit weißem Barte erschien oben und rief uns ein heißeresboa vonuto" herab, fragte uns aber doch erst nach Empfehlungsbriefen. Glücklicher Weise hatte uns der Pater Elesius aus Tohr mit einem derartigen Instru­mente versehen. Der Pförtner ließ einen eisernen Haken herab und forderte uns auf, den Brief daran zu befestigen und zu warten.

Nach einiger Zeit setzte sich ein stärkerer Globenzug in Bewe­gung, ein dickeres Seil wurde herabgelassen. Ich war der Erste, welcher sich daran hing und die Luftfahrt antrat. Dank meiner nicht ganz verlernten Uebung im Klettern, ich kam schnell und wohlbehalten oben an. Die Anderen folgten; Kaspar, Heug- lin's Diener und Mahammed besorgten das Aufwinden un­seres Gepäckes.

Wir befanden uns jetzt im Kloster und wurden zwei Stock­werke höher in bequem eingerichtete, neuerlich erbaute Fremdenzim­mer geführt. Von hier aus konnten wir das ganze Kloster über­sehen. Es ist ein Chaos von mehreren, während verschiedener Jahrhunderte entstandener, von unwissenden Mönchen ihren jedes­maligen Bedürfnissen gemäß aufgebauten, wirr durch einander ge­worfenen Gebäuden, ohne Symmetrie, Bequemlichkeit oder Geschmack. Nur die Kirche ist schön. Sie steht mitten im Klosterhofe und ist wenigstens aus einem Stücke gearbeitet und vollendet. Die nähere Besichtigung des ganzen Gebäudes mußten wir jetzt einstweilen verschieben.

Man brachte uns Kaffe, Oliven, Datteln aus Tohr und Branntwein. Später bereitete uns ein Klostergeistlicher das Mit­tagsessen. ES war eher teufels- als mönchsmäßig einfach und sehr schmacklos. Dazu hatten wir bedeutenden Hunger und hörten gleich beim Eintritte, daß hier das ganze Jahr kein Fleisch geges­sen werde. Das waren schöne Aussichten! Wir fanden, daß die heilige Luft des Berges eben nicht gerade satt mache und bedauer­ten innig, unsere Provisionen nicht besser bestellt zu haben. Einst-