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Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
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Fricdhof. Hohe Berge schließen ihn ein. Und da liegen im Sande, auf dem ihr luftiges Haus gestanden, die Kinder der Wüste; so, gar die, welche sich im Leben befeindet und befehdet, werden hier vereint. Das Kamel, welches den Beduinen während seines Le­bens trug, bringt auch seine Leiche hierher, selbst aus meilenwcitcr Ferne und schreitet später gleichgültig über das mit weißen Stei­nen bezeichnete Grab seines Herrn hinweg. Nur selten wird die Ruhe dieses Gottesackers durch eine vorüberziehende Karawane un­terbrochen. Gewöhnlich herrscht hier immerdar das recht eigentliche Schweigen des Todes.

In der Nähe dieses Begräbnißplatzes machen uns die Be­duinen auf einen nach ihrer Meinung sehr weiten Schuß aufmerk­sam. Der Großvater Aamchr's hatte hier einen Steinbock in einer Entfernung von etwa hundertundzwanzig Schritten erlegt und beide Endpunkte der Schußlinie durch große, weiße Kieselsteine bezeichnet. Wahrscheinlich ist dieser Schuß der weiteste, den jemals ein Beduine gemacht hat. Von hier aus führen uns die Beduinen durch ein Wadi, dessen Namen ich vergessen habe, in der Gegend des Birket el FLrLühnSee der Pharaonen", einer Ein­buchtung der Meeresküste an den Golf von Suvs. Ueber die weite, spärlich mit Kräutern bewachsene EbeneWadi-Marhha" hin- wegrcitend, gelangen wir an den Bittcrwasserbrunncn gleichen Na­mens und übernachten dort.

Am 28. November. Nach dem Aufbruche der Karawane gehen wir länger als zwei Stunden neben dem Kamele zu Fuße her, um an der Küste des Meerbusens Konchylicn zu suchen. Dann geht es durch das Wadi Ta'ibe wieder in die Berge, welche jetzt nicht mehr den Primitivgebirgs-, sondern der Sandstcinformation angehören, hinein. Ganz in der Nähe unseres Weges befindet sich eine unter dem Namen Hain ahm el Fa rauhnBad der Pharaonen" bekannte Therme, auf welche uns die Beduinen erst aufmerksam machen, nachdem wir sie bereits seit mehreren Stun­den hinter uns haben. Um Mittag rasten wir bei den Sandstein- bergen Schöblkv, oberhalb des Thales Usel't und genießen später von der Höhe eines sehr steil in daS Thal abfallenden Weges