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sein und darf, wenn diese sich vergangen hat, keine Milde kennen, sondern muß dann bei der türkischen Obrigkeit stets auf strenge Bestrafung dringen. Das ist man späteren Reisenden schuldig!
Am 19. Dezember beschick mich der österreichische Generalkonsul zu sich, um mir Vergleichungsvorschläge des Baron Müller mitzutheilen. Jetzt, nachdem ich mich durch alles erdenkliche Ungemach mühsam durchgearbeitet, gedarbt und entbehrt, dabei aber fleißig und glücklich gesammelt hatte, wollte derselbe die von mir nachgedrungen gemachten Schulden großmüthig — gegen Uebergabe meiner Sammlungen übernehmen! Ich wies seine „Friedensvorschläge" entrüstet zurück. An mir und nicht an ihm war eS, Bedingungen zu stellen.
Von nun an hatte ich vollauf zu thun, unsere Abreise nach Möglichkeit zu beschleunigen und die Gaunereien und Langweiligkeiten des im Dienste des Grafen stehenden Dragoman durch sorgfältiges, diesem höchst unangenehmes Ueberwachen zu verhüten. Ein äußerst praktischer Reisender, der Herr Leopold Buvry aus Berlin, wurde als unser Reisegefährte noch aufgenommen. Ende Dezembers hatte ich eine hübsche Dahalüe für uns gemiethet, die uns nöthigen Provisionen eingekauft und meine Privatgeschäfte beendet. Die heilige Weihnacht brachten wir in Gesellschaft meiner mir sehr werth gewordenen Bekannten bei Sauer zu. Wir saßen gemüthlich zusammen, schwatzten, rauchten, tranken Cyperwcin und gingen um Mitternacht in die nahe Kirche des Klosters zur heiligen Erde, wo wir die Christmessc mit anhörten. Das war die einfache Feier des Christabends, die rechte war es nicht, aber wie sollten wir das heilige Fest anders begehen?
Zwei Tage später verließen wir Bulakh, wandten uns aber nördlich, weil wir in der Nähe des „varsZe" oder Nil- m 23