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Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
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von Wrede herzlichen Abschied nahmen. Am 28. Februar wurde die Reise langsam fortgesetzt. Der Wind mangelte, weshalb zum < Libbahn gegriffen werden mußte. Mein Bruder und ich gingen

dem Schiffe voraus, um zu jagen. Nach kurzer Zeit fanden wu­rme andere Unterhaltung. Auf einer sandigen Strecke des Ufers sahen wir den heiligen Käfer der alten Egypter beschäftigt, seine Kugeln zu formen. Der ^tteuolnm ssoor ist ein großer Dungkäfer von braunschwarzer Farbe; man sieht ihn fast auf allen altegyptischen Bauwerken bildlich dargestellt. In Grabmälern findet man auch öfters die sogenannten Scarabäen, d. h. Steine, welche der Körperform des Käfers nachgebildet, auf der platten Bauchseite mit tief eingeschnittenen Hieroglyphen oder Namenszügen beschrieben und von den alten Egyptern als Siegelstempel oder Amu­lett benutzt wurden. An den Monumenten ist er oft in riesiger Größe abgebildet und hält gewöhnlich mit den Vorderbeinen eine Kugel, welche nach der Meinung mehrerer Alterthumsforscher die Erde versinnbildlichen soll. Ob er wegen dieser allegorischen Dar- stcllungsweise für heilig gehalten wurde oder ob sonst noch ein anderer Grund vorlag, weiß ich nicht. So Viel ist gewiß: die alten Egypter hatten den Käfer erst bei seinen Arbeiten in der Na­tur beobachtet, ehe sie ihn auf ihren Bauwerken verewigten. Wenn die Weibchen des Dungkäfers ihre Eier ablegen wollen, bilden sie sich nämlich zuerst aus Rindermist eine Kugel von der Größe einer derben Wallnuß, welche den aus den Eiern geschlüpften Maden zur ersten Nahrung dienen soll. Die für ihre eigene Größe ungeheure Kugel rollen sie eine ziemlich weite Strecke bis zu einer sandigen Stelle des Bodens fort, graben dort eine fußtiefe Höhle, versenken in sie den Mistballcn und legen dann ihre Eier hinein. Die Em­sigkeit, mit welcher die Thierchen ihre schwierige Arbeit verrichten, mag sie der Aufmerksamkeit der naturkundigen oder der auf die Geheimnisse der Natur wohl achtenden Egypter würdig gemacht ^ haben. Heute fanden wir sie so zahlreich, daß wir in kurzer Zeit mehrere Dutzend von ihnen erbeuten konnten.

Während wir den Arbeiten der heiligen Käfer zusahen und uns mit ihrem Fange beschäftigten, war Wind aufgekommen und

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