Dokument 
Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
Entstehung
Seite
4
Einzelbild herunterladen

4

unsere Barke bei uns angelangt. Wir stiegen ein und segelten rasch vorwärts, passirtcn das am linken Ufer gelegene Städtchen Feschne, dessen Minarets über die es umgebenden Palmenwälder emporragen, ^

und landeten mit aufhörendem Winde in der Nähe eines unbedeu­tenden Dorfes. Auch die anderen Tage hielt der Wind an und so kamen wir schon am 2. März Abends in Minn'ie an. Als wir das Land betraten, erschien ein in eine schwarze, mit Schnü­ren besetzte Sammctpekesche gekleideter Landmann, um uns zu be­willkommnen. Es war der Schneidermeister Stricbe aus Hano- ver, welcher sich hier ansässig gemacht hatte und außer seiner Schnei­derei noch eine Schcnkwirthschaft betrieb. Während meines Auf­enthaltes in Egypten hatte ich zwar mit manchem deutschen Hand­werker verkehrt, aber Striebe setzte aller Anmaßung und Groß­thuerei bei vollkommener Unwissenheit, wie ich sie manchmal be­obachtet hatte, die Krone auf. Ich will meine Leser nicht mit einer Beschreibung dieses sonderbaren Kauzes langweilen, zumals da Goltz in seinemKleinstädter" schon eine treffliche Schilderung ^ desselben gegeben hat. Wir ergötzten uns den ganzen Abend an sei­ner köstlichen Prahlerei und, daß ich es ehrlich sage, an seiner Dummheit.

Minn'ie ist ein Städtchen von ungefähr achttausend Einwoh­nern und liegt am linken Ufer des Nil. Die Söhne Jbrahihm Paschas haben dort großartige Zuckerfabriken angelegt; für die Re­gierung sind einige Baumwollenspinnereien iin Gange; der Basar ist unbedeutend.

Am 3. März segelten wir mit sehr günstigem Winde weiter.

Der Schneider sandte uns mit seinerschöntönenden Nilflin­te" noch eine Salve nach, welche wir erwiederten. Kurz ober­halb Minn'ie beginnen die Katakomben und ziehen sich meilenlang am rechten Ufer,' in einer Höhe von ungefähr fünfhundert Fuß über dem Stromspicgel, in der Felswand hin. Der Wind war so vortrefflich, daß wir heute keine Zeit mit dem Besuch derselben ^ verlieren wollten. Wir sehen viele jagdbare Vögel: Adler, egyp- tische Gänse, Scharben, Löffelreiher, Pelekane und der­gleichen mehr, ohne Etwas erlegen zu können. Gegen Mittag be-

-