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Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
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Bei, des StadthalterS der Mudir'ie oder Provinz Khenneh. Die Hauptbeschäftigung der Einwohner besteht in Anfertigung der Khulahl oder Wasserkühlgefäße, wozu sich in der Nähe passender Thon in großer Quantität findet. Der Lohn der Arbeiter (Fa- cherahni) ist gering und steht mit ihrer Arbeit in gar keinem Verhältniß.

Khenneh ist die Einbruchsstation für die Wüstenreise nach Kosse'ir am rothen Meere, eine Straße, welche vorzüglich von den Pilgern bei ihren Wallfahrten nach Mekka benutzt wird. Um auch irdischen Bedürfnissen der heiligen Hadjahdj*) zu genügen, ist Kenneh reich an Kaffehäusern, Branntweinkneipen und Spelun­ken mit schwarzen, braunen, gelben und weißen Freudenmädchen. Leider sind diese Geschöpfe aber so häßlich oder vielmehr Abscheu erregend, daß sie die Huhris des Paradieses keineswegs zu ver- sinnlichen im Stande sind. Eine andere Persönlichkeit, welche sich dem Fremden noch eher vorstellt als die öffentlichen Mädchen, ist ein nicht über drei Fuß hoher Zwerg. Er hält sich entweder am Landungsplätze oder am Eingänge der Stadt auf., ist überaus flink und rasch in seinen Bewegungen, begleitet den Reisenden bei jedem Schritte, den er thut, bittet um Aufträge, welche er zu besorgen verspricht, ist sehr höflich und verlangt für alles Dieses nur einen Bakhschicsch.

Nahe bei der Straße nach Kosse'ir wird schöner Jaspis und Grün st ein oder Serpentin gefunden. Aabahs-Pascha hat in den Jahren 1851 und 1852 eine Telegraphenlinie von Kairo nach Kosserr eingerichtet, deren Signalthürme an der Karawanenstraße stehen.

Merkwürdig ist der Transport der in Khenneh gefertigten Ge­fäße. Die feinen Khulahl werden in Heu eingepackt, in großen Khafassaht versendet, aus den größeren und festeren aber eigene Flöße gebildet. Man baut diese, indem man in einer seichten Bucht des NiluferS mehrere hundert große Krüge (vorzüglich die festen, aus hartein Thone stark gebrannten Gefäße mit engen Oeff-

I Plural vonHadj," Pilger.