Dokument 
Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
Entstehung
Seite
64
Einzelbild herunterladen

64

Der Chabihr versicherte uns, daß wir schon morgen früh in Woad- Bischahri, einem am Nil liegenden Dorfe, ankommen würden.

Nach dein Aassr brachen wir auf und ritten eine Zeit lang der Karawane voraus. Am Horizonte war ein Gewitter aufgezogen, es blitzte und donnerte, wenn auch noch immer in weiter Ferne. Bald brach ein fürchterlicher Sturm über uns herein. Er wirbelte Wolken von Staub auf und trocknete unsere Schläuche ein. Wir mußten uns mit dem größten Durste zur Ruhe niederlegen, weil an eine Weiterreise bei unserer Mattigkeit nicht zu denken war.

Am 6. Juni. Der Himmel war bei unserem Aufbruche, wie gestern, durch ein Nebclmecr unseren Blicken entzogen. Wir konn­ten kaum dreihundert Schritte vor uns die Gegenstände erkennen und sahen die Sonne erst, nachdem sie schon hoch am Himmel stand. Sie erschien uns kleiner als der Mond und war kaum be­merkbar. Von unserer Karawane entdeckten wir Nichts, nicht ein­mal die Fußtapfen der Kamele im Sande. Der Chabihr führte uns, wie ich an meinem Taschenkompaß sah, bald rechts, bald links, weil er in dem trockenen Nebel gar keine Richtpunkte finden konnte; ich glaubte, daß er viel zu weit östlich ging, durfte es aber bei unserer jetzigen Lage nicht wagen, meinem Kompaß mehr zu vertrauen, als ihm, auf dessen Ortskenntniß wir bauen muß­ten. Der Wind erhob sich bald wieder. Er war glühend heiß und vermehrte unseren Durst auf eine unerträgliche Weise. Seit gestern Nachmittag hatten weder wir noch unser treuer Hund einen Tropfen Wasser getrunken; dem armen Thiere hing die Zunge weit zum Halse heraus, es lechzte unter kläglichem Gestöhn nach Was­ser und schien nach Luft zu schnappen. Wir kauten Grashalmen, um nur den Mund einigermaßen feucht zu halten, fühlten uns aber alle von einem sehr heftigen Kopfschmerz gepeinigt und unsäg­lich matt. Die Gazellen und Hasen sprangen in Rudeln vor uns auf. Niemand dachte daran, sie zu verfolgen. Unsere Gedanken beschäftigten sich mit weiter Nichts, als mit Wasser. So ritten wir noch gegen Mittag, so schnell die Thiere laufen konnten, in der Steppe herum und wie ich mit großer Besorgniß bemerkte, kreuz und quer. Mit Recht mußte ich fürchten, daß der Führer selbst