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Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
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Am 7. Juni. Am frühen Morgen erhielt der Chabihr die Weisung, den Hund zu suchen und ritt auf einem frischen Kamele in die Wüste hinaus. Am Abend kehrte er zurück und behauptete, den ganzen Tag eifrig, aber ohne Erfolg gesucht zu haben. Ich zweifelte daran, weil ich seine Nachlässigkeit kannte und wollte ihn am anderen Morgen wieder aussenden. Da fehlte auf einmal sein Kamel; er hatte es jedenfalls versteckt, um von dem Suchen nach dem Hunde befreit zu sein und war durch keine Befehle und Dro­hungen zu bewegen, wieder in die Steppe zu reiten. Da er mir schon den ganzen Weg viel Verdruß gemacht hatte, kündigte ich ihm eine Strafe an, welche er später durch den Bei in Charthum zuerthcilt erhielt. Er war ein störrischer, finsterer und übelgelaun­ter Mensch, welcher Reisende, die noch neu im Lande waren, ge­wiß oft tyrannisirtc, aber an mir seinen Mann in jeder Hinsicht gefunden hatte. Der arme Hund wurde, wie wir später erfuh­ren, todt gefunden; er war verdurstet!

Der erste Gang, welchen wir unternahmen, führte uns an die Ufer des Nil. Wir freuten uns wie Kinder, den Bringer und Erhalter alles Lebens vor uns zu sehen und begrüßten ihn wie ei­nen theuren Freund. Seine Fluchen waren seit acht Tagen gerö- thet, ein Zeichen, daß die Regenzeit in seinem südlicheren Strom­gebiete bereits begonnen hatte.

Woad-Bischahri ist ein großes Tokhuldorf, in welchem wöchentlich zweimal Markt gehalten wird. Fruchtbare, unbebaute Ebeucn umgeben es von allen Seiten; der Mensch ist zu indolent, um das Land zu bebauen. Er erwartet, daß die Natur ihm ihre Gaben zuschleudern soll und Pflanzt nur so viel Getreide an, als er zur höchsten Nothdurst gebraucht. Leider tragen hierzu die Män- gel der Regierung sehr Viel mit bei: der Bauer war bisher seines Eigenthums nie recht sicher und hielt es deshalb auch für unnö- thig, dasselbe zu vergrößern.

Am 9. Juli setzten wir unsere Reise fort. In der Nacht vorher hatten wir ein ziemlich starkes Gewitter gehabt; es war et­was Regen gefallen und die drückende Hitze der letztverflossenen Tage dadurch vermindert worden. Nach kurzem Ritte kamen wir