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in einen Mimosenwald, in welchem wir sehr viele Vögel in den lebhaftesten, brennendsten Farben des Sudahn antrafen.
Wir ritten dem Djebel Nojahn zu. Der Nil windet sich unter diesem Berge zwischen hohen Gebirgen hindurch, weshalb wir jetzt rechts abbrachen und über eine steinige Ebene unseren Weg fortsetzten. Erst nach Mittag kamen wir in dem Dorfe Edjehr an und bezogen einen Tokhul, um den Mittag zu verbringen. Im Nil spazierten auf einer Sandinscl Reiher und rosenrothe Nimmersatte ('lantslus Ibis) herum, auf Felsen saß der schöne Schlangenhalsvogkl (ktotus 1s Vgllisntii) und sonnte sich. Unsere Karawane kam spät nach, weshalb wir auch im Dorfe über Nacht blieben und uns die Zeit mit einer höchst ergiebigen Jagd verkürzten. Wir erlegten Erdeichhörnchen an ihren Höhlen, Nashornvögel und prächtige Blauracken, Scheerenschnerbe! (Rb^nobops üavirostris) und stufenschwänzige Ziegenmelker. Ein im Strome auf einer Sandinscl liegendes, großes Krokodil erhielt von mir eine tödtliche Kugel und stürzte leblos in den Nil.
Man wollte in der Nacht weiter reisen, wurde aber durch einen heftigen Südwind, welcher allmählich zum Sturme anwuchs, daran verhindert. Die Vorboten der nahen Regenzeit zeigten sich mehr und mehr.
Auch am folgenden Tage mußten wir wegen des Sturmes bis gegen Abend in unserem einförmigen Dorfe verweilen und konnten nicht einmal auf die Jagd gehen. Erst um vier Uhr Nachmittags setzten wir die Reise fort. Eine Stunde später kamen wir wieder in die Nähe des Flusses. Am anderen Ufer stieg es wie eine braunroth gefärbte Rauchwolke auf. Ich glaubte, daß ein großer Ort oder ein Wald in Flammen stünde, erhielt aber auf meine Frage, was es sei, nur die kurze Antwort: „Usbukb Isbbisl" (ein schwerer Sturm). Auf unserem Ufer war noch keine Spur des Windes zu bemerken. Drüben vergrößerte sich die Wolke mehr und mehr und wurde dichter und dichter. Nach wenig Minuten brach ein fürchterlicher Orkan über uns herein.
Später fielen einige Regentropfen; zu einem wirklichen Gusse