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kam es aber nicht. In kurzer Zeit wurde dann Alles wieder ruhig. Eine Todtenstille herrschte und die untergehende Sonne leuchtete in einer Klarheit, daß man das Vorübergegangene nicht mehr ahnen konnte.
Zum Arsche erreichten wir die ersten Häuser deS großen Dorfes Djtzmashb und nach einer Viertelstunde auch die Wohnung des Schech, in welcher wir über Nacht blieben.
Ich trat vor die Hütte, um noch einen Blick hinaus in die stille Nacht zu werfen. Die Sterne leuchteten prächtig vom Himmelsdome herab; die Ziegenmelker flogen, im Dunkel der Nacht Insekten fangend, hin und her und schnurrten gemüthlich; hin und wieder sah man mehrere Männer nach der Mericfakneipe gehen oder von dort herkommen, in der Ferne tönte Tarabukenschall und Jauchzen der Menge; vor unserer Serieba lagen die ermüdeten Kamele und neben ihnen saßen die Treiber, um sie mit Durrah zu füttern; rings um die Hütte herum schliefen unsere Diener um ein großes, weithin strahlendes Feuer. Das ist die Scenerie eines Nachtbildcö in einem Dorfe Ost-Sudahns. —
Am 11. Juli. Aali-Arha bestieg schon sehr früh seinen Hedjihn, um nach dem Dorfe Sururahb, in welchem er früher in Garnison gelegen hatte, vorauszurciten. Er war in seiner schönsten Kleidung und hatte seine Waffen schon einige Tage vorher geputzt. Wir folgten später nach und erreichten das große Dorf um Mittag. Der Ort zählt ungefähr fünfhundert Tokhahl, von denen vierhundert von den Soldaten bewohnt werden. Heute wurde gerade Markt gehalten, er war unbedeutend und enthielt nur die nöthigsten Lcbensmittel.
Der Khawahs rcnommirte nach Herzenslust. Er hatte Sururahb als ein armer Invalid verlassen und kam jetzt zurück in den besten Kleidern und mit herrlichen Waffen, Sachen, welche in den Augen des türkischen Soldaten den höchsten Reiz haben und den größten Neid erregen. Sein Compagniechef bewirthete ihn selbst und ließ ihn neben sich setzen. Dies war eine Auszeichnung, welche dem alten ehrlichen Türken früher nie zu Theil geworden war. Allein der Sendjek verfehlte seinen Zweck, wenn er geglaubt hatte,